Zurück zu den Wurzeln
Interview mit Anne Lentzko, Vorsitzende von Jugend bewegt

Anne, du bist die neue Vorsitzende der Mühlhäuser Jugendinitiative Jugend bewegt. Herzlichen Glückwunsch! Was hast du dir für deine Amtszeit vorgenommen?
Danke! Wir haben uns vor allem vorgenommen, uns auf unser eigentliches Ziel, die Vertretung und Förderung der Interessen von Jugendlichen gegenüber der Politik und Öffentlichkeit, zu besinnen. Das heißt, dass wir neben der Organisation von Seminaren, uns vermehrt für Jugendkultur einsetzen wollen, um diese nicht nur zu unterstützen, sondern auch eine Nähe zur Politik zu schaffen, welche uns sehr am Herzen liegt. Wir arbeiten mit Hochdruck an unserem nächsten, diesbezüglichen Projekt.

Was soll das für ein Projekt sein?
Momentan arbeiten wir mit Hochdruck an einem Projekt, welches auf den Namen „Poeten-Schlacht“ hört. Inspiriert wurden wir dabei von diversen anderen bekannten Poetry Slams, die uns so sehr gefallen haben, dass wir zu der Idee kamen, selbst so ein Projekt zu veranstalten. Ich würde raten, sich für den 4. Januar 2013 nichts vorzunehmen, dann soll es nämlich ab 20:00 Uhr in der KuFa stattfinden. Wir suchen übrigens in diesem Zusammenhang auch noch nach talentierten Schreibern von kurzen Prosatexten, Gedichten oder auch anderen Künstlern. Interessierte können sich sehr gerne bei uns melden.

Bisher hat Oleg Shevchenko Jugend bewegt geleitet. Warum habt ihr ihn als Vorsitzenden abgewählt?
Oleg hat über mehrere Jahre hinweg, zunächst als Vorsitzender der Initiative des Jugendparlaments und später dann als Leiter von Jugend bewegt, hervorragende Arbeit geleistet. Die Entscheidung das Amt niederzulegen, hat er schließlich selbst getroffen, da er nicht mehr genügend Zeit aufbringen konnte, um seiner Arbeit als Juso-Kreisvorsitzender des Unstrut-Hainich-Kreises nachzugehen. Der Vorschlag seinerseits das Amt des Vorsitzenden an mich weiterzugeben, hat mich so sehr gefreut, dass ich dieses Angebot nicht ausschlagen konnte.

Mit Unterstützung des Förderprogramms „Miteinander gestalten“ der Stiftung Aktion Mensch habt ihr euch im JiM-Häuschen ein Büro eingerichtet und etliche Seminare durchgeführt. Während die anfangs noch gut besucht waren, hat die Teilnehmerzahl mittlerweile stark abgenommen. Was ist geplant, damit ihr in der Öffentlichkeit wieder mehr wahrgenommen werdet und wieder Zuwachs bekommt.
In den letzten Monaten musste unsere Jugendinitiative eine Krise überstehen, da sich aufgrund von Prüfungen und dem Beginn von Ausbildung und Studium unsere Gruppe verkleinert hat und die bestehenden Mitglieder stark in andere Aufgaben und Arbeiten eingebunden waren. Die personelle Veränderung und der neue Schwung werden uns aber dabei helfen, die Probleme der letzten Zeit zu bewältigen. Für die Zukunft ist geplant unsere organisierten Seminare durch Plakate, Mundpropaganda, Werbung mithilfe des Internets und Pressemitteilungen in der Thüringer Allgemeinen besser bekannt zu machen, um letztendlich unsere Seminarräume zu füllen und auch neue Mitglieder zu werben. Ich möchte auch noch die Chance nutzen, um mich im Namen der Jugendinitiative Jugend bewegt bei der Stiftung Aktion Mensch für die finanzielle Unterstützung und auch beim JiM-Verein, der uns nicht nur finanziell, sondern auch bei größeren oder kleineren Problemen anderer Art zur Seite gestanden hat, zu bedanken.

Was sollte aus deiner Sicht getan werden, um Jugendliche mehr für Politik zu interessieren?
Auf unserer Facebook-Seite führen wir gerade eine Umfrage zum Thema Wahl ab 16 durch. Der aktuelle Stand ist, dass die Mehrheit der befragten Jugendlichen angibt, nicht schon im Alter von 16 Jahren wählen zu wollen. Ich finde es eine erschreckende Tendenz, dass sich unsere Jugend nicht mehr zu trauen will, eine politische Entscheidung zu treffen. Die Schuldigen dafür muss man an vielen Stellen suchen. Zum einen müsste es eine stärkere politische Diskussion im Elternhaus der Kinder geben. So hat es mir persönlich immer sehr geholfen, dass es zuhause Ansprechpartner gibt, die sowohl offene Fragen beantworten können, als auch Streitpartner, die nie einer politische Diskussion aus dem Weg gegangen sind. Ich denke ohne diese Erfahrungen, wäre ich nicht imstande gewesen, politische Einstellungen zu festigen. Neben den Eltern müsste auch die politische Willensbildung mithilfe der Schule gefördert werden. Ich denke eine Stunde Sozialkunde ab der neunten Klasse im Gymnasium ist einfach zu wenig. Falls es spezielle Fragen bei Jugendlichen zum Thema Politik geben sollte, ist unsere Initiative im Übrigen gerne dazu bereit, diese zu beantworten und Hilfestellung zu leisten.

Möchtest du dich später einmal in einer Partei engagieren oder strebst du ein politisches Amt an?
Zurzeit bin ich noch Schülerin der 12. Klasse des Tilesius-Gymnasiums. Nach der Schule strebe ich ein Studium der Rechtswissenschaften an, das auch im späteren Verlauf ein politisches Amt nicht gänzlich ausschließen würde. Allerdings ist eine politische Karriere auch nicht in Planung. Mitentscheidend dafür ist, dass ich keine Partei finden kann, die meine Ideale und Werte in sich vereint, sodass ich bereit wäre, diese aus ganzem Herzen zu unterstützen, denn innerhalb meiner politischen Einstellung bin ich nicht bereit Kompromisse einzugehen. Falls allerdings einmal eine Partei gegründet wird, die meinen Vorstellungen entspricht, werde ich sofort Mitglied.

Für was sollte denn diese Partei eintreten und was sollte sie anders machen, als die bestehenden Parteien?
Das ist eine schwere Frage. Ich denke sie sollte vor allem für mich wichtige und vertretbare Werte und Normen, wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Gleichheit, Freiheit und Sicherheit, unterstützen. Ich schätze sehr das Konstrukt der Familie, meine persönliche Privatsphäre und denke auch, dass das Internet und die damit zusammenhängenden Probleme eine bedeutungsvolle Aufgabe darstellen. Zusätzlich empfinde ich auch die Bildung und die Angleichung von Chancen als wesentlich. Die Gewichtung anderer Themen wie die Innen- und Außenpolitik, Renten, Steuern, die Energiewende, das Gesundheitssystem, Arbeit und Soziales oder auch Wirtschaft und Finanzen ist mir bewusst, allerdings fehlt mir hierbei das hinreichende Fachwissen, um sagen zu können, wie „meine“ Partei darüber denken könnte oder auch sollte. Das überlasse ich lieber den Profis.

Wo steht Jugend bewegt, wenn du als Vorsitzende aufhörst?
Unsere Jugendinitiative lebt von engagierten Menschen, die bereit sind Zeit und Arbeit aufzuwenden, um etwas in Mühlhausen verändern zu können. Ich bin überzeugt, dass es eine Reihe von mindestens gleichwertigen Nachfolgern gäbe, die das Amt des Vorsitzenden hervorragend ausfüllen würden.

Das Projekt Jugend bewegt wird unterstützt durch die Förderaktion „Miteinander gestalten“ der Aktion Mensch