Jugendliche müssen mitbestimmen können
Interview mit Oleg Shevchenko

Immer wieder hört man von Erwachsenen, dass junge Menschen sich für nichts interessieren – schon gar nicht für Politik. Dass dem nicht so ist, wollen wir mit dieser Serie zeigen. Dabei geht es uns nicht darum, Werbung für eine bestimmte politische Partei oder eine bestimmte politische Position zu machen! Vielmehr wollen wir junge Leute vorstellen, die sich auf unterschiedliche Weise engagieren und für sich und andere einsetzen.

Oleg, Du bist Mitglied der Jungen Sozialistinnen und Sozialisten in der SPD, kurz Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Was machst Du da?

Seit November 2009 bin ich Stolzer Juso. Seit November 2010 bin ich Vorsitzender der Jusos Unstrut-Hainich-Kreis geworden und engagiere mich auf Landesebene der Jusos in der Bildungs- und Schulpolitik.

Warum hast Du Dich gerade für die Jusos und nicht für die Jugendorganisation einer anderen Partei entschieden?
Die Jusos entsprechen meinen politischen Grundwerten: solidarisch, ökologisch, gerecht und LINKS. Die Jusos sind keine veraltete, langweilige Organisation. Bei den Jusos hast du das Gefühl, das du etwas verändern könntest. Zugleich aber hast du jede Menge Spaß auf Partys, aber auch am runden Tisch mit den anderen Mitgliedern. Wir sind vor allem eine Jugendorganisation. Wir wollen keine Erwachsenen spielen. Wir wollen unsere Meinung sagen und Jugendliche bleiben. Mit all dem, was dazugehört.

Wie viele Mitglieder haben die Jusos im Unstrut-Hainich-Kreis und wo liegen die Schwerpunkte ihrer Arbeit?
Wir sind eine kleine Gruppe von 26 Leuten. Aber einige der Jusos sitzen in politischen Gremien, wie zum Beispiel im Kreistag oder im Stadtrat von Bad Langensalza. Nach einer Pause haben wir uns als Jugendorganisation seit Ende letzten Jahres wieder ins Zeug gelegt und gewinnen stetig neue Mitglieder. Unsere Organisation beschäftigt sich mit stärkeren Beteiligung von Jugendlichen, aber auch mit Wirtschaftspolitik, Integration, Energiepolitik, Gleichstellung usw. Bei uns bestimmt aber nicht eine Person das Thema, über welches wir diskutieren, sondern der ganze Jugendverband. Einige Mitglieder interessieren sich mehr für Nachhaltigkeit und Energiepolitik. Sie engagieren sie sich auf diesem Feld mehr, als auf anderen, und bringen damit auch den Wissensstand des Verbandes nach vorne. Andere Mitglieder interessieren sich hingegen mehr für Wirtschaftspolitik im Kreis oder auch im Land. Auch sie informieren die anderen Mitglieder über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse. Wir sind halt ein sehr vielfältiger Verband.

Wie können sich Jugendliche in die Organisation einbringen?
Einfach zu unseren Treffen oder zu einer unserer Aktionen kommen. Die nötigen Infos erfährt man auf unserer Homepage www.uhk. jusos-thueringen.de. Dort stehen die Termine sowie Infos zu unseren vorherigen Treffen. Wir haben ein sehr vielfältiges Programm, so kann man sich unterschiedliche Themen auswählen. Vom Landes- oder Bundesverband werden zum Beispiel auch Fahrten angeboten, zu denen man sich anmelden kann. Die Reisekosten und die Verpflegung werden bezahlt!

Du hast die Initiativgruppe für ein Jugendparlament in Mühlhausen (JuPa) gegründet. Warum?
Bei der Initiative ging es mir darum, endliche Jugendliche in Mühlhausen davon zu überzeugen, sich politisch zu engagieren und etwas verändern zu wollen. Vor allem Mühlhausen ist eine der Regionen, wo es an jugendlichen Aktivismus, aber auch an jugendorientierter Politik mangelt. Jugendliche müssen auch mitbestimmen können. Und wenn das einige Stadträte nicht verstehen, dann sind sie fehl am Platz.

Welche Angebote sollte man Jugendlichen machen, damit sie sich mehr für Politik interessieren?
Für die Jugendlichen muss es Seminare geben, die interessant sind. Es muss eine Möglichkeit geben, sich unabhängig von einer Partei in einem politischen Jugendverband zu organisieren. Das soll auch durch die Initiative „Jupa MHL“ gewährleistet werden.

Für welche politischen Ziele setzt Du Dich persönlich besonders ein?
Ich setzte mich grade für eine bessere Wirtschaftspolitik im Kreis ein. Der Schuldenberg des Landkreises muss abgetragen werden. Wir müssen nachhaltig an die Sache rangehen. Auch das Umsteigen auf erneuerbare Energien im unseren Landkreis bis 2020 ist eine meiner Forderungen. Auf Landesebene setzte ich mich für eine bessere Schulpolitik, das Wahlrecht mit 16 und die Abschaffung der Residenzpflicht für Asylanten ein.

Wie stehen die Jusos eigentlich zur SPD?
Die SPD ist unsere Mutterpartei. Doch die Positionen der Partei sehen wir immer kritisch. Vieles, was die Partei macht, befürworten wir nicht. Wir sind keine Klon-Organisation. Wir wollen durch unseren Jugendverband neue Ideen in die Partei mit einbringen, aber auch selbst als Verband durch Aktionen wirken.

Was bringt eine Mitgliedschaft bei den Jusos?
Die Mitgliedschaft ist kostenlos und jederzeit kündbar. Es bringt nur Pluspunkte: Keine Fahrt und Unterhaltungskosten bei Seminaren, kostenlose mehrtägige Reisen nach Brüssel (ins Europaparlament) oder Berlin (in den Bundestag). Außerdem lernt man neue, politisch linke, junge Menschen kennen. Bei uns gibt es keine Hierarchie o.ä. Jeder ist herzlich willkommen!

Weitere Informationen zu den Jusos findet man im Internet unter www.jusos.de oder www.jusosthueringen.de

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 34, Juni 2011.