Ich will etwas bewegen
Interview mit der Jungen Piratin Susanne Graf

Immer wieder hört man von Erwachsenen, dass junge Menschen sich für nichts interessieren – schon gar nicht für Politik. Dass dem nicht so ist, wollen wir in unserer neuen Serie zeigen. Dabei geht es uns nicht darum, Werbung für eine bestimmte politische Partei oder eine bestimmte politische Position zu machen! Vielmehr wollen wir junge Leute vorstellen, die sich auf unterschiedliche Weise engagieren und für sich und andere einsetzen.

Junge Piraten – hört sich nach ner Menge Spaß und Ärger an! Blöd nur, dass auf der Unstrut keine Schiffe fahren, die man kapern kann. Um herauszufinden, was es mit den Jungen Piraten auf sich hat, sprach JiM – Das Magazin mit Suse Graf, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden dieser Organisation.

Suse, so, wie man sich landläufig einen echten Piraten vorstellt, mit Augenklappe, Entersäbel und Holzbein nämlich, siehst Du auch gar nicht aus. Wer also sind die Jungen Piraten und was machst Du bei denen?
Die Jungen Piraten, auch JuPis genannt, sind die Jugendorganisation der Piratenpartei. Wir unterhalten uns über politische Themen, helfen anderen Jugendlichen sich mit  Datenschutz im Internet auseinanderzusetzen und versuchen schon wie die „Großen“ am politischen Geschehen teilhaben zu können. Ich persönlich bin im Bundesvorstand der Jungen Piraten.

Warum hast Du Dich gerade für die Jungen Piraten entschieden und nicht für die Jugendorganisation einer anderen Partei?
Die Jungen Piraten beschäftigen sich, wie auch die Mutterpartei, mit netzpolitischen Themen und freier Bildung. Zwei Bereiche, die für mich sehr wichtig sind. Ich wollte etwas bewegen und habe nach Menschen mit gleichen Interessen gesucht. Bei den JuPis bin ich dann fündig geworden.

Du bist stellvertretende Vorsitzende im Bundesvorstand der Jungen Piraten. Was sind Deine Aufgaben und für was setzt Du Dich besonders ein?
Als Vorstandsmitglied vertrete ich den Verein nach außen und unterstütze die Vorstandsvorsitzende bei der Koordination und Leitung des Vorstandes. Außerdem versuche ich, zur vereinsinternen Meinungsbildung beizutragen. Das bedeutet, wenn die Jungen Piraten etwas beschließen möchten, versuche ich herauszufinden, wie die Mehrzahl der Mitglieder darüber denkt. Mein Hauptaugenmerk liegt jedoch eindeutig auf der Aktionsplanung. Ob es wie im vergangenen Sommer das JuPi-Camp ist oder ein Infostand auf einer Veranstaltung. Ich liebe es, zu organisieren und zu planen. Damit ändert sich die Aufgabe ständig, da die Aktionen immer wechseln, und ich habe viel Abwechslung.

Wie viele Mitglieder haben die Jungen Piraten?
Bundesweit haben die JuPis 603 Mitglieder mit einem Altersdurchschnitt von 21,05 Jahren. In Thüringen selbst gibt es 26 Junge Piraten.

Gibt es auch eine Gruppe im Unstrut-Hainich-Kreis?
Leider noch nicht. Aber natürlich sind alle jungen Menschen im Unstrut-Hainich-Kreis, die sich mit den Themen der JuPis identifizieren können, herzlich willkommen. Ich würde mich freuen, wenn man auch hier ein Treffen veranstalten könnte.

Du engagierst Dich auch im Jugendparlament Mühlhausen (JuPa). Warum?
Für mich ist es wichtig, dass sich junge Menschen aktiv an Politik beteiligen. Das  Jugendparlament stellt eine Chance für die Mühlhäuser Jugend dar. Durch mein Engagement kann ich helfen, das JuPa aufzubauen und hinterlasse den nach mir kommenden Jugendlichen die Möglichkeit, einen leichten Einstieg zu finden.

Was denkst Du, muss man machen, damit sich Jugendliche für Politik interessieren?
Das ist eine ziemlich schwere Frage. Für uns Jugendliche ist es wichtig zu sehen, dass wir etwas bewegen können. Ein „die nehmen mich doch eh nicht wahr“ darf es einfach nicht geben. Politiker sollen die Interessen und Meinungen der Jugendlichen genauso stark vertreten wie ihre eigenen auch. Dann wird es auch leichter fallen, Jugendliche für Politik zu begeistern. Ich für meinen Teil kann sagen: Es macht keinen Sinn sich einfach mitschleifen zu lassen. Man muss seine eigene Meinung entwickeln und lernen sie zu vertreten, dann wird man auch wahrgenommen.

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 32, Dezember 2010.