Geschwister-Scholl-Heim
Gedenken an Namensgeber

Gestern Abend wurde in Mühlhausen Hans und Sophie Scholl gedacht und ihnen zu Ehren eine Tafel in dem Haus enthüllt, das ihren Namen trägt.

Anlässlich des 70. Jahrestages der Ermordung der Geschwister Hans und Sophie Scholl durch die Faschisten, lud Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns gestern zu einer Gedenkveranstaltung ein.

Während dieser wurde im Geschwister-Scholl-Heim/Mehrgenerationenhaus Mühlhausen eine Gedenktafel für die beiden Widerstandskämpfer enthüllt.

Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns erinnerte in seiner Rede nicht nur an die Aktivitäten von Hans und Sophie Scholl und der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Er  Blickte auch auf die Geschichte des Hauses und seiner Namensgebung zurück.

Im Anschluss an die Enthüllung der Gedenktafel lasen der Schüler Oleg Shevchenko, vom Schülerparlament, und die Lehrerin Sabrina Listemann, die im Geschwister-Scholl-Heim Nachhilfeunterricht gibt, aus dem letzten Flugblatt der „Weißen Rose“.

In einem Prolog setzte sich Stadtführerin Uta Helbing, vom Verein Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Toleranz im Unstrut-Hainich-Kreis, mit geschichtlichen Bezügen zur Namensgebung des Hauses auseinander.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Ursula Zappe (Violine) und Erika Sprang (Gesang).

Nach dem Festakt wurden im Foyer des Hauses die Dokumentation „Die Widerständigen – Zeugen der Weißen Rose“ und im Saal der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ gezeigt.

Die Geschwister Hans und Sophie Scholl engagierten sich als Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegen den Faschismus. Am 18. Februar 1943 wurden sie beim Auslegen von Flugblättern in der Ludwig-Maximilians-Universität München von Universitätsangestellten überwältigt und der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) übergeben. Fünf Tage später wurden die beiden vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und noch am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim mit der Guillotine enthauptet.

Das Haus, das die meisten Mühlhäuser immer noch unter den Namen „Pionierhaus“ oder „Stadtjugendhaus“ kennen, wurde 1914 errichtet. Finanziert wurde es aus Spenden.

Dr. Bruns wies in seiner Rede darauf hin, dass mit dem Bau des Hauses die Absicht verfolgt wurde, gegen die „Gefahr, die unser(em) Vaterland durch solche sozialdemokratische Jugendpflege droht“ … „mit allen Mitteln“ anzukämpfen und „Deutschlands Arbeiterjugend nicht der Partei“ zu überlassen, „die sich dem Umsturz alles Bestehenden und der Vernichtung unserer nationalen Werten zum Ziel gesetzt hat …“, wie es in einer Erklärung der Kommission zum Bau eines Jugendheimes gegenüber der Mühlhäuser Stadtverordneten aus dem Jahr 1912 hießt.

1948 bekam das Haus den Namen „Geschwister Scholl“ verliehen. Nachdem es Ende der sechziger Jahre in Pionierhaus „Wladimir Komarow“ umbenannt worden war, bekam es den alten Namenszusatz 1992 wieder zurück. Eine hölzerne Tafel, die darauf hinwies, wurde vor einigen Jahren bei Sanierungsarbeiten entfernt. 2009 beschloss der Mühlhäuser Stadtrat die Umbenennung in „Geschwister-Scholl-Heim/Mehrgenerationenhaus“.