Auf die Plätze, fertig, Wahlkampf!
Wenn Wahrheit wehtut

So langsam steigt die Stimmung an. Die meisten Menschen in Deutschland wissen: Sie dürfen bald an die Wahlurne.

Wen sie wählen, oder ob sie wählen, steht für viele noch nicht fest. Und genau um diese Stimmen geht es den Parteien. Dabei sind diese Wählerinnen und Wähler überall in Deutschland verteilt. Und deshalb muss jede Partei, die in den Bundestag will, auch flächendeckend Wahlkampf machen. Dazu ist es dringend erforderlich, bundesweit medienwirksam zu sein. Dabei helfen tolle PR-Ideen.

Die Jusos, die Jugendorganisation der SPD, verteilen seit Kurzem Postkarten, die der Künstler und Präsidenten der Akademie Künste, Klaus Staeck, entworfen hat. Darauf zu sehen ist ein Bild, auf dem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß, gratuliert und die Überschrift „Glückwunsch Uli, wir Steuern das schon“.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt meint, dass diese Postkarte ein Anti-Bayern-Wahlkampf ist. Ich fasse seine Schlussfolgerung in folgender Gleichung zusammen: Uli Hoeneß = FC Bayern, FC Bayern = Freistaat Bayern.

Absurd? JA!

Der SPD-Nachwuchs will diese Postkarten vor Spielen der Fußballklubs Schalke 04 und Borussia Dortmund verteilen. Das wurde von Borussia Dortmund kritisiert. Das Nachrichtenmagazin Spiegel sprach vom „Eigentor der Jusos“, die Süddeutsche Zeitung spottete über die Aktion. Ein wesentlicher Fakt wird allerdings unterschlagen: Auf der Postkarte befindet sich kein Logo einer Partei.

Warum also wird die Vervielfältigung und Verteilung der Postkarte eines renommierten Künstlers kritisiert? Weil die Tatsache, auf die der Künstler mit der Postkarte anspielt, im Wahlkampf nicht den gewünschten Effekt bringen könnte? Weil der Inhalt dem entgegensteht, was man den Menschen vermitteln möchte?

Der Hintergrund, an den der Künstler mit seiner Karte Bezug erinnert, ist nämlich der, dass die Schwarz-Gelbe Regierungskoalition noch vor nicht allzu langer Zeit ein Abkommen mit der Schweiz abschließen wollte, welches sicherstellen sollte, dass Steuerhinterzieher nicht entlarvt werden.

Nur durch das Veto der Oppositionsparteien im Bundesrat scheiterte das Gesetz und Uli Hoeneß musste sich als Steuerhinterzieher outen. Sitzt Frau Merkel da nicht irgendwie in einem Boot mit Herrn Hoeneß?

Big fail, Frau Bundeskanzlerin.

Oleg Shevchenko
Der Autor ist Vorsitzender der Jusos im Unstrut-Hainich-Kreis, der Jugendorganisation der SPD.