XXL! – Das Interview
Vorstand gegen Freundeskreis. Wie gehts weiter im Funpark?

Schulden, Veruntreuung, Rückforderung von Fördermitteln, Insolvenz, ein abgetauchter Vorstand und ein Freundeskreis, der jetzt die Geschäfte führt. In den letzten Monaten war viel über das Jugendprojekt XXL! bzw. den Thuringia Funpark zu lesen und noch mehr zu hören. JiM – Das Magazin wollte es genauer wissen und befragte getrennt von einander Vorstand und Freundeskreis über die Vorwürfe, die Verantwortlichkeiten und die Zukunft des Funparks.

Ist der Vorstand zurückgetreten oder nicht?
Vorstand: Entgegen aller Gerüchte in der Presse ist der Vorstand definitiv nicht zurückgetreten, sondern nach wie vor sehr aktiv.
Freundeskreis: Nein, es existierte jedoch nachweislich ein Rücktrittsschreiben. Dieses kam aber leider nie im Thuringia Funpark an.

Wer hat im Verein bzw. in der Skatehalle jetzt das Sagen?
Vorstand: Weiterhin der Vorstand, in Zusammenarbeit mit weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Freundeskreis: Eigentlich der noch vorhandene alte Vorstand. Da aber niemand, außer Frau Göbel vom Vorstand eine Übersicht hat, tun wir als Freundeskreis unser Bestes.

In einem Zeitungsartikel der „Mühlhäuser Allgemeinen“ vom 10. Juni war zu lesen, der Verein hätte Schulden. Wie hoch sind diese und woher kommen sie?
Vorstand: Unser Verein hat keine Schulden, sondern Verbindlichkeiten, die in Übereinstimmung mit den Firmen in Raten getilgt werden. Die Verbindlichkeiten sind entstanden durch unvorhersehbare Ausgaben, wie Reparaturen, Anschaffungen usw., die nicht über die Fördermittel finanziert werden konnten, sondern in Eigenleistung erbracht werden mussten.
Freundeskreis: Wir geben gerne in persönlichen Gesprächen über die aktuelle Finanzlage Auskunft, denn diese ist positiv. Wer also Einsicht in die Vereinsbücher haben will, kann uns gerne ansprechen.

Wie sollen diese Schulden abgebaut werden?
Vorstand: Wie bereits erwähnt werden die Verbindlichkeiten in Raten abbezahlt, sodass wir sie in absehbarer Zeit getilgt haben werden. Das Geld dafür erwirtschaften wir aus den Betrieb der Skatehalle, also über Eintrittsgelder.
Freundeskreis: Es wurden Gespräche mit den Gläubigern über Ratenzahlungsvereinbarungen geführt, um die Schulden sukzessive abzubauen. Knapp ein Drittel, also 10.000 Euro, wurden in den letzten drei Monaten abgetragen.

In dem erwähnten Artikel hieß es, es wäre Geld „in Kanäle“ geflossen. Um welche dubiosen Kanäle handelt es sich dabei?
Vorstand: Es sind zu keiner Zeit Gelder in „dubiose Kanäle“ geflossen. Wären seitens des sogenannten „Freundeskreises“ Rücksprachen mit dem Vorstand gehalten wurden, wären diese Gerüchte nie entstanden.
Freundeskreis: Der Verein hat sich im Laufe der Zeit zu einem kleinen Wirtschaftsunternehmen entwickelt. Alle Aufgaben aus einer Hand zu erledigen, kann da nicht funktionieren. Manche Ausgabe hätte noch mal überdacht werden müssen, unter Berücksichtigung der finanziellen Situation des Vereins.

Was wurde zwischenzeitlich in dieser Beziehung unternommen?
Vorstand: Da wo keine dubiosen Kanäle sind, können auch keine geschlossen werden.
Freundeskreis: Da die Stadt und das Land die Mittel für die Mitarbeiter komplett gestrichen haben und der Verein die Gehälter aus eigenen Mitteln nicht aufbringen kann, mussten wir uns von zwei Mitarbeitern trennen. Für uns nicht nachvollziehbare Zahlungen wurden gestoppt, bis deren Notwendigkeiten geklärt sind.

Ist der Verein insolvent und kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen?
Vorstand: Nein, der Verein war und ist nicht insolvent! Wir kommen allen Zahlungsverpflichtungen nach. Allerdings gab es, bedingt durch hohe Stromrechnungen und einen verloren Arbeitsrechtsprozess einen finanziellen Engpass.
Freundeskreis: Nein!

Von wem gibt es Rückforderungen und in welcher Höhe?
Vorstand: Es gibt keine Rückforderung von Fördermitteln, die der Verein zum Bau der Halle erhalten hat. Es gibt eine Forderung der GFAW, einen Verwendungsnachweis über die erhaltenen Fördermittel zu erbringen. Dieses erfolgt zum gegenwärtigem Zeitpunkt! Nach einer Sichtung der Unterlagen durch einen unabhägigen Finanzprüfer, ist ein positiver Teilnachweis bereits erfolgt. Die Verwendungszwecke der Fördermittel von der Stadt und vom Land Thüringen sind anhand von original Quittungen nachweisbar. Gegenwärtig müssen noch die Eigenleistungen und Eigenanteile des Vereines an der Finanzierung nachgewiesen werden. Dieses wird in kürze erfolgen.
Freundeskreis: Eine offizielle Rückforderung von der GFAW – Gesellschaft für Arbeits- und Wirtschaftsförderung des Freistaates Thüringen gibt es noch nicht. Wir befinden uns noch im Anhörungsverfahren, in der eine Rückforderung angedroht wurde. Wir können allerdings die Verwendung der durch die GFAW geleisteten Fördergelder nachweisen.

Wie ist es zur Androhung der Rückforderung gekommen?
Vorstand: Die Androhung einer Rückforderung entstand durch eine Verzögerung des Verwendungsnachweises durch den Verein. Dafür gibt es aber objektive Gründe. So ist der Verein z.B. immer noch in der Bauphase, bedingt durch den immensen Anteil der geforderten Eigenleistung bei der Umsetzung des Projektes. Daher konnte bisher noch keine Abrechnung erfolgen.
Freundeskreis: Weil der Freundeskreis erst seit Anfang des Jahres besteht, können wir dazu keine Aussage machen.

Was wird unternommen, um die Halle offen zuhalten und eine Insolvenz des Vereins zu vermeiden?
Vorstand: Wie erwähnt, ist der Verein nicht insolvent! Der Vorstand hat schon vor etlichen Monaten ein Projekt ins Leben gerufen, das darauf abzielt auch behinderten Menschen Zugang und Möglichkeiten der sportlichen Betätigung in der Halle zu schaffen. Außerdem sind wir gemeinsam mit Jugendlichen und Skateszene dabei, den Park noch attraktiver zu gestalten.
Freundeskreis: Wir unterstützen den Verein beim Erbringen der Nachweise für die GFAW. Die drei Jungs hinter dem Tresen kümmern sich täglich um den laufenden Betrieb und wir als Freundeskreis treffen uns mindesten einmal wöchentlich, um Problem zu klären, die aktuelle Finanzlage zu besprechen und um Zukunftsideen zu sammeln.

Was ist mit dem Parkplatz, den der Verein von der Stadt bekommen hat, der noch nicht fertig ist?
Vorstand: Wir bekamen von der Stadt die Auflage, für Großveranstaltungen zusätzliche Parkplätze zu errichten. Dafür wurde uns ein Grundstück zugewiesen, das sich als unwegsames, verwildertes Gelände heraus stellte, ohne Zufahrtswege. Wir fanden Tonnen von Schotter und Massen von kaputten Ziegeln vor. Das Areal hätte man nur mit einem Panzer befahren können. Selbst Stadträte bemängelten diese Vorgehensweise der Stadt. Es kam der Verdacht auf, dass dem Verein absichtlich so ein „Schlachtfeld“ angedreht wurde, um ihm zu Schaden. Die Stadt wusste, dass uns für die Herrichtung des Platzes erhebliche Kosten entstehen würden. Trotzdem haben wir es aber in Eigenleistung und Hunderten von Arbeitsstunden geschafft, den Platz zu begradigen, so dass wir ihn noch dieses Jahr eröffnen werden können.
Freundeskreis: Der Parkplatz ist da – nur leider auf der anderen Straßenseite. Die damit verbundene Überquerung der Industriestraße würde laut Aussage des Bauamtes zu verkehrsrelevanten Änderungen führen. Zudem existiert im Moment noch keine befahrbare Zuwegung auf dieses Grundstück.

Stadtrat und Verwaltung denken darüber nach, das Projekt dem Stadtjugendhaus anzugliedern.
Vorstand: Jeder hat das recht, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Wir werden uns an diesen Gerüchten nicht beteiligen. Jeder Jugendliche wird sich dazu sein eigenes Bild machen.
Freundeskreis: Das Geschwister-Scholl-Heim und der Funpark könnten sich bestimmt gegenseitig unterstützen. An eine Förderlichkeit eines Zusammenschlusses beider Projekte glauben wir nicht.

Wie soll es jetzt weitergehen?
Vorstand: Gegenwärtig werden neue Strukturen aufgebaut, um die die Zukunft des Vereins sichern. Engagierte Personen, darunter Pädagogen, Künstler, Initiativen und Firmen, haben dem Verein bereits ihre Unterstützung zugesagt! Wir sind dabei uns mit anderen Skatehallen und Jugendeinrichtungen zu vernetzen. Im Moment ist eine wahre Welle der Sympathie zu erleben, von Leuten, die den Verein ehrlich unterstützen wollen.
Freundeskreis: In der Hoffnung auf eine nötige Akzeptanzdes vorhandenen Vorstandes hoffen wir auf eine Vorstandsneuwahl am 24. September, die im Interesse aller sein dürfte, denen der Wunsch der Kinder und Jugendlichen nach dem Erhalt dieses einmaligen Projektes am Herzen liegt.

Na, alles klar? Was auch immer passiert. Wir bleiben dran und halten Euch auf dem Laufenden.

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 35, September 2011.