WIZO im Interview
Star Wars und Bärchenschlafanzüge

Die legendäre Punkband WIZO besteht bereits seit 1986, doch nur Gründungsmitglied Axel Kurth ist seitdem Gitarrist und Sänger geblieben. Bassist und Schlagzeuger wurden zuletzt 2014 bzw. 2015 mit Ralf Dietel und Alex Stinson besetzt. In diesem Jahr erscheint das neue Album „DER“. Eva Stützer und Ann-Sophie Groß trafen sie zum Interview auf dem Open Flair.

Axel: Also, Evchen, mach mal!

Ist das euer erstes Open Flair? Werdet ihr gut umsorgt?

Axel: Ja, ist es. Wir haben schon viel davon gehört und endlich hat es geklappt. Man merkt, dass das Open Flair sehr viele Freiwillige hat und nicht nur Rockmusik auf dem Kartoffelacker machen will, sondern viel interkultureller Austausch und viele Aktionen vorhanden sind. Und das, obwohl wir nur wie eine Raumsonde kurz vorbeistreifen. Wir erfahren erst aus der Nachberichterstattung, wo wir gespielt haben.

Was erwartet die Zuschauer nachher?

Axel: Ein kleiner Vorgeschmack davon, was am 11.11. hier im E-Werk passiert. Eigentlich nur ein schmaler Abklatsch von dem, wie der WIZO sein kann, denn der WIZO auf der Open Air Bühne ist natürlich sensationell, aber leider nichts im Vergleich zum Klubkonzert. Unsere Welt ist nun mal in einer kleinen Kiste mit einem Deckel oben drüber, eng,  schwitzig, blaue Flecken. Das ist das Zentrum unseres Wirkens, darauf freuen wir uns am meisten und hoffen, so vielen Leuten wie möglich ihren Terminkalender damit vergiften zu können.

Ihr habt ein neues Album namens „DER“ am Start. Um welche Themen geht es darauf?

Axel: Das komische ist, wir singen kein Blabla mehr. Kaum Liebeslieder und wenn, dann nur sehr kodiert. Sehr durchzogen von unserem Zorn über die Entwicklungen in der Gesellschaft und in der Politik, die sich so in den letzten zwei Jahren rumeskaliert haben. Illustriert durch die schnelle, medienüberreizte Welt, in der wir leben, wo sich eine sensationsheischende Meldung um die andere prügelt, was natürlich auch die gewaltbereiten Superarschlöcher sich zu Nutze machen, wahlweise so, dass sie versuchen, ihren Wahnsinn so spektakulär wie möglich abzuziehen oder im Geheimen, so wie wir eigentlich gerade alle Augenzeugen sind, dass eine Stadt wie Aleppo komplett in Schutt und Asche gelegt wird, über 200.000 Menschen bedroht sind und wir sitzen hier und unsere einzige Sorge ist, ob das Bier schmeckt. Das meine ich nicht mal böse, wir sind Menschen und können uns nur um das kümmern, was vor unserer Nase ist. Wir wollen natürlich auch mal lachen, aber das machen wir auf dem Album auf eine Art, wo dem einen oder anderen das Tanzbein im Halse stecken bleiben dürfte.

Gibt es denn noch andere Themen, die euch rasend machen?

Axel: Die nichtvorhandene Gleichberechtigung der Menschen. Dass es immer noch Leute gibt, die Unterschiede machen, zum Beispiel bei Frauen und Männern oder Leuten, die vielleicht gar keinen Bock haben auf eines von den beiden. Da könnten wir kotzen, denn wir finden eigentlich alle Menschen gleich scheiße.

Habt ihr Rituale auf Tour?

Axel: Wir pupsen viel im Bus, obwohl, auch nicht mehr so viel. Wir essen auf Tour nur vegetarisch und vegan, das soll sehr zuträglich sein. Nö, wir haben wenig Rituale, aber eine sehr strikte Aufwärmroutine zum Einsingen. Wir haben eine 80jährige Gesangslehrerin, die uns mit Wawawa- und Wiwiwiübungen begleitet, das ist ein festes Ritual und anschließend sind wir die Coolsten.
Ralf: Die ist auf Tonband, nicht dabei.
Axel: Verrate das doch nicht.
Ralf: Streicht das!

Verbindet euch ein furchtbares Erlebnis?

Axel: Die alltäglichen Erlebnisse und die Angst vorm Scheitern. Wir kommen jetzt so lustig rüber, aber wenn wir auf einer Bühne stehen, haben wir natürlich auch Schiss, dass wir verkacken, was wir wochenlang geübt haben, nicht auf die Kette kriegen und blöd dastehen oder dass unser Computer mit den Milli Vanilli Playbackfiles abstürzt.

Wie sieht eure Tour im November aus?

Axel: Wir spielen in sechs Wochen 25 Konzerte. Wir habe geile Supportbands dabei, zum Beispiel die Abstürzenden Brieftauben oder eine saulustige Band aus Frankreich namens Les 3 Fromage, mit denen machen wir „Schüleraustausch“ und hoffen, dass sie uns nach Frankreich einladen, denn die französischen Punkrocker haben so eine besondere Schacke, wir möchten unbedingt wieder mal in die Bretagne. Heute haben wir auch Swiss & Die Andern überredet, mit uns ein paar Konzerte zu spielen. Und danach freuen wir uns, wieder neue Songs schreiben zu können.

Wie lasst ihr diesen Abend ausklingen?

Alex: Gartenkräuter.
Axel: In … äh… wir sind zwei Töne tiefer gestimmt… warte … A gerückt auf … äh … also ist das eigentlich ein Gis. Ja. Nö, wir spielen ja ziemlich lang und dann bauen wir schnell ab und putzen die Kabel, schieben die Cases in den LKW, jedes Case kriegt ein Gute Nacht Bussi und dann schauen wir, dass wir alle unsere Bärchenschlafanzüge anziehen und gehen schlafen.

Das ist ja richtig Punk.

Axel: Obwohl, Alex hat keinen Bärchenschlafanzug, sondern einen Star Wars Schlafanzug.
Alex: Da ist ein Wookie drauf.

Wir haben Star Wars Küchenrolle.

Alex: Das ist verdammt cool. Wie viele habt ihr? Wie weit sind die weg?
Ralf: Wir hätten noch einen Eimer mit Star Wars Popcorn.
Axel: Das schmeckt nicht mal und ist wahrscheinlich genmanipulierte Monsantoscheiße, die man nicht zu sich nehmen sollte, aber es war Star Wars drauf.

Das passt super zu meiner letzten Frage. Was ist in euren Kühlschränken?

Alex: Eiswürfel. Jogurt.
Ralf: Quark, drei Bier, ein angebrochenes Marmeladenglas und eine ziemlich scharfe Salsa. Ich koche nicht, wenn ich unterwegs bin.
Axel: Leckeres Mineralwasser mit hohem Kalzium- und Magnesiumgehalt, viel Quark, sehr viel Gemüse und noch Gläschen mit geschenktem Mangochutney, das ich mich nicht traue, aufzumachen. Die habe ich zu Weihnachten bekommen, aber ich weiß nicht mehr, welches Jahr.

Herzlichen Dank für das amüsante Interview, wir freuen uns auf das Konzert!

 WIZO on stageOffizielle Homepage: www.wizo.de/

Interview: Eva Stützer, Open Flair 2016
Foto: Hilfsbereite Radiofrau, Eva Stützer