Wer früher lacht, ist länger lustig
Antisprichwörter und Klosprüche

„Ein Sprichwort kommt selten allein“; ganz in diesem Sinne steht es mit den Anti-Sprichwörtern. Wir nehmen ein bekanntes Sprichwort, verändert einzelne Worte oder fügt etwas hinzu, sodass ein neuer Sinn entsteht und schon hat man ein ANTISprichwort.

Gängige Sprichworte besitzen durchschnittlich um die 25 Neuvariationen. Das populärste Sprichwort im deutschsprachigen Raum: „Morgenstund hat Gold im Mund“ ist mit 76 Neuvariationen das am Meisten abgewandelte Sprichwort: „Morgenstund hat Geruch im Mund“, „Morgenstund hat Blei im Arsch“ …

Warum wurden Sprichwörter im laufe der Zeit verändert? Das hat mehrere Gründe. Zum einen hängen sie einen doch zum Halse raus, die klugen „Großmutter-Weisheiten“, die nur selten richtig ernst genommen werden. Außerdem passen viele Sprichworte gar nicht mehr in unsere heutige Zeit („Ehestand – Ehrenstand“).

Manchmal ist ein Sprichwort für eine Situation sehr passend, manchmal wiederum überhaupt nicht („Ehestand – Wehestand“). Sprichworte sind also nicht immer allgemeingültig. Deswegen ziehen wir sie auch gern ins lächerliche, wir parodieren sie und stellen uns damit gegen die alttugendlichen Werte der älteren Generation – auch als ANTI-Sein zu bezeichnen.

Wo findet man solche Sprüche? Die meisten Anti-Sprichwörter werden nicht aufgeschrieben, sondern nur von Mund zu Mund weitergegeben. Jeder von euch kennt bestimmt ein solches Anti-Sprichwort. Es ist nämlich bewiesen, dass Jugendliche das größte Repertoire an solchen Sprüchen vorweisen können. Unter Schülern ist z.B. der Spruch: „Mathe am Morgen bringt Kummer und Sorgen“ sehr beliebt.

Zu lesen sind diese Anti-Weisheiten auf (öffentlichen) Toiletten, auf Schulbänken, an Hauswänden, in der Werbung („Bei uns geht Liebe durch den Wagen“ – Autowerbung). An der Klowand im Club Kassablanca in Jena las ich den Spruch: „Eigenlob stinkt, aber hier riecht’s auch nicht nach Flieder“.

Die häufigsten Themen von Klosprüchen sind: Liebe, Sexualität und Alkoholgenuss. Ach und übrigens, ob ihrs glaub oder nicht, es gibt sogar richtige wissenschaftliche Forschungen zu Antisprichworten. Einer dieser Forscher, der „Held der Antispruch-Welt“, heißt Wolfgang Mieder.

Und weil´s so lustig ist noch ein paar Beispiele: „Ich kam, sah und … ging wieder sofort.“, „Alkohol ist keine Lösung – es ist ein Destillat.“, „Lieber lügen als kurze Beine.“, „Wer nicht hören will – muss seine Ohren verstopfen.“

So, und jetzt seid ihr gefragt. Was kennt ihr für Antisprichwörter? Welche lustigen Variationen fallen euch ein? Ihr könnt altbekannte Sprüche abwandeln, neu bilden oder ergänzen. Seid kreativ und schickt eure Vorschläge an info@jim-zone.de.

Unsere Autorin:
Franziska Stämm