Von der Entwicklung des Weihnachtsfestes
Ein Gedicht

Aus aktuellem Anlass gibt es hier noch exklusiv ein Weihnachtsgedicht für frohe Stunden unterm Weihnachtsbaum, falls da neben den Geschenken noch Platz sein sollte.

Da heute Weihnachten ist, werden wahrscheinlich viele von euch zusammen mit der Familie vorm Tannenbaum sitzen und auf die Bescherung warten. Ist wird überall nach Zimt und Tanne riechen, vielleicht erklingt Weihnachtsmusik im Hintergrund oder jemand spielt sogar selbst etwas vor und alle haben richtig Lust auf ein Weihnachtsgedicht. Dann wäre dieses hier perfekt:

Von der Entwicklung des Weihnachtsfestes

(Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurden die Namen geändert.)

Es lebte einst die Jungfrau Aishe,
Eine sehr, sehr gottesfürcht’ge und auch keusche
Junge Magd.
Sie war verlobt mit Hakan,
Einem tücht’gen Zimmermann,
Aber ziemlich betagt.
Das junge Paar  wurd‘ Opfer eines Wunders:
Gott sandte in Aishes Uterus
Ein Kind, zu retten diese Welt,
Weil er wohl dacht‘, dass den Menschen dies gefällt.
Und Gott ließ Aishe nicht unwissend,
Er ist ja kein Fiesling.
Ein Engel berichtete ihr von dem Kind
Und schenkte ‘ne Flasche Riesling.
Aishe fühlte sich sehr geehrt
Und erzählte es Hakan sogleich.
Ihre Keuschheit hatte sich also bewährt
Sie hoffte aufs Himmelreich.
Hakan freute sich weniger
Und fühlte sich betrogen.
Sein Herz drückte ihn ziemlich schwer.
Er hätt‘ sich am Liebsten verzogen.
Aber Gott wollt‘ das Kind
Nicht ohne Vater aufwachsen lassen.
Er  schickte den Engel nochmals hin
Um sich mit Hakan zu befassen.
Alles ward gut. Der kleine Ali kam zur Welt.
Die Familie war glücklich.
Bis heut‘ ist er bekannt als Held
Weil er alle Sünden nahm mit sich.
Man feiert noch heute seinen Geburtstag.
Doch was Ali bestimmt nicht zusagt,
Ist die Entwicklung dieses Festes.
Denn Ali wollte für die Menschheit immer nur ihr Bestes.
Aber mit Erfindung des Weihnachtsmannes
-So beobachtete Ali- begann es
Sich nicht mehr um Liebe und Frieden zu drehen,
Sondern nur noch um Kommerz zu gehen.
Jeder will haben und nur minimal geben
Und Konsumgüter reichen den Meisten zum Leben.
Ali findet das gar nicht gut.
Ihn stört es wirklich sehr,
Dass kein Mensch mehr etwas Gutes tut,
Obwohl die Welt dann besser wär.
Er überlegt, was er unternehmen kann
Und trifft sich mit dem Weihnachtsmann.
Doch der, selbst ein ziemlich frommer Christ,
Glaubt, dass keine Lösung möglich ist,
Den Menschen beizukommen.
Nicht einmal den Frommen.
Weihnachtsmann und Ali sind sehr betrübt.
Sie betrinken sich heftig.
Und da die beiden nicht geübt,
Ist der Kater am nächsten Tag schrecklich.
Sie haben keine Lust mehr aufs irdische Leben
Und wollen sich auch nicht mehr mit Menschen abgeben.
Drum feiern sie im nächsten Jahr
Statt Weihnacht einfach Chanukka.
Menschen sind nicht eingeladen
Zu den privaten Feierlichkeiten.
Sie würden eh nicht viel Spaß dabei haben
Und sich nur wieder streiten.
Alle Geschenke sind selbstgemacht
Mit viel Liebe, versteht sich.
Ali hatte einst mühevoll Frieden gebracht,
Aber Erkenntnis unter den Menschen, das geht nicht.

Text: Eva Stützer
Foto: Ann-Sophie Groß