Rundum nachgefragt
Interview mit einem Drucker

Nach dem Vorbild des Satiremagazins „Thüringer Allgemeine“ stehen uns in der Rubrik „Rundum nachgefragt“ alltägliche Utensilien Rede und Antwort.

Guten Tag. Sie sind also der Drucker – möchten Sie sich unseren Lesern vorstellen?

Ja, aber ich will auch gar nicht viele Worte machen, aber ausdrucksstarke … Ich bin Drucker; täglich drucke ich die verschiedensten Dinge auf alle erdenklichen Arten von Papier. Ich stehe im Büro.

Das ist ja hochinteressant. Arbeiten Sie gerne?

Nun, selbstverständlich ist es hier sehr stressig, aber damit zurechtzukommen ist eine Sache der richtigen Einstellung. Mein einziges Problem hier ist, dass ich unter Druck nicht arbeiten kann.

Wie gehen Sie mit solchem Druck um, wenn er auftritt?

Dann höre ich auf zu drucken und melde: „Error 94203“. Das verschafft mir die nötige Zeit, einmal ein bisschen zu entspannen. Wenn ich die Überlastung nicht rechtzeitig bemerke, bricht mein Kreislauf zusammen und ich bekomme einen Papierstau. Im Ernstfall kann einem auch schon mal die Sicherung rausfliegen.

Das ist natürlich hart. Haben Sie einen Ausgleich zu Ihrer Arbeit? Was tun Sie in Ihrer Freizeit?

Ich bin nebenberuflich Schauspieler. Als Laserdrucker ist man prädestiniert für Rollen in Science-Fiction-Filmen. Damit verdiene ich auch noch etwas dazu.

Und was tun Sie dann mit dem Geld?

Ich spende an ein Netzwerk für vermisste Drucker, die vom PC einfach nicht mehr gefunden werden. Ich denke damit tue ich wirklich etwas Gutes und ich freue mich jedes Mal, wenn ein verschollener Drucker wieder auftaucht, wenngleich mir natürlich bewusst ist, dass es für jeden von uns Druckern eine Phase himmlischer Entspannung bedeutet, mal nicht erreichbar zu sein.

Gibt es etwas, dass Sie wirklich wütend macht?

Ja. Wenn vor Kollegen, von denen viele meine Freunde sind, mit denen ich schon früher gern Verstecken gespielt habe, aber auch zahlreiche jüngere, unter dem Leistungsdruck zusammenbrechen; erst neulich ein Tintenstrahler hier nebenan. Und das Schlimme ist, dass es so häufig passiert.

Da baut sich in Ihrem Inneren sicher viel Druck auf, wenn Sie so wütend sind. Gibt es dafür ein Ventil?

Nicht wirklich. Meistens drucke ich dann nur tagelang alle böse an.

Das ist aber auch keine dauerhafte Lösung…

Was ich erzeuge ist stets dauerhaft!

Wie dem auch sei; haben Sie noch einen Rat, den Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Hm, was ich immer unterstreiche, ist, dass die Welt nicht nur schwarz-weiß ist.

Vielen Dank für dieses Interview. Einen schönen Tag noch.

Text: Norman Weitemeier
Foto: Eva Stützer