Freiwillige vor!
Gemeinnützige Freiwilligenarbeit hat Konjunktur

Immer mehr Jugendliche tun es: sich freiwillig in einem gemeinnützigen Projekt zu engagieren. Freiwilligenarbeit ist in. So ist es längst keine Verlegenheitslösung mehr, wenn man nach der Schule ein Jahr Auszeit nimmt und sich in der Gesellschaft einbringt; vielmehr wird das ehrenamtliche Engagement als sinnvoll genutzte Zeit betrachtet. Lässt sich doch der Dienst am Nächsten mit persönlichen Vorteilen verbinden: man gewinnt an Lebenserfahrung und lernt neue Leute kennen; man eignet sich Fähigkeiten an, die für Studium und Beruf hilfreich sind – seien es soziale Kompetenzen, Eigeninitiative, Unternehmensgeist, Organisationsgeschick oder Kommunikationsfähigkeit. Wer im Ausland aktiv wird, der kann sich zusätzlich darüber freuen, eine neue Kultur kennenzulernen.

Mittlerweile wird bürgerschaftliches (ein anderes Wort für ehrenamtliches oder freiwilliges) Engagement auch von vielen Arbeitgebern honoriert. Wer es in seiner Bewerbung vorweisen kann, der hat im Wettbewerb um offene Stellen einen zusätzlichen Vorteil. Wer mit dem Gedanken spielt, vor Ausbildung oder Studium erst einmal was anderes zu machen, d. h. sich für eine gewisse Zeit in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, der sollte versuchen,sein berufliches Interesse mit seinem Freiwilligenvorhaben zu verbinden.

Der Jugendliche sollte sich sein Projekt so auswählen, dass ihn die Arbeit oder das Projektthema auch beruflich interessiert. Denn dann hat er die Gelegenheit, sein Interesse
auszuprobieren und zu vertiefen sowie Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln; der Jugendliche kann feststellen, wie ernst es ihm mit dieser Sache ist und ob er sie wirklich beruflich verfolgen will. So dient das freiwillige Jahr dazu, seinen beruflichen Träume und Wünsche nachzugehen und diese einer Prüfung zu unterziehen. Auf diese Weise gewinnt der Jugendliche mehr Orientierung für seine berufliche Zukunft; idealerweise hat er am Ende des freiwilligen Jahres bewusst eine berufliche Entscheidung getroffen, die er dann konsequent in Ausbildung oder Studium umsetzen kann. In diesem Sinne ist ein freiwilliges Jahr alles andere als verlorene Zeit.

Übrigens macht es keinen Unterschied, ob man mit neunzehn, zwanzig oder einundzwanzig Jahren anfängt zu studieren oder ob man ein Jahr später als alle anderen
mit der Ausbildung beginnt. Das Entscheidende bei einem Arbeitsleben ist nicht, dass man auf einen schnörkellose bzw. allzu geradlinige Karriere achtet, sondern dass man beruflich eine Sache verfolgt, die einen wirklich interessiert, mit der man sich identifiziert und die einem am Herzen liegt. Zudem beginnt das Arbeitsleben noch früh genug, zumal die jungen Menschen von heute sowieso eine immer längere Lebensarbeitszeit erwartet.

Die Möglichkeiten in einem gemeinnützigen Projekt bzw. in einer gemeinwohlorientierten Einrichtung zu arbeiten, sind enorm. Es folgen daher Internetadressen, die einem einen  Ersten Überblick verschaffen sollen:

Freiwilligenarbeit im Inland:
www.pro-fsj.de
www.foej.de
www.fsjkultur.de
www.fsj-sport.de
www.abi.de
www.freiwilliges-jahr.de

Freiwilliges Jahr im Ausland:
www.weltwaerts.de
www.internationalefreiwilligendienste.de
www.idja.de
www.donbosco.de
www.sci-d.de
www.via-ev.org
www.go4europe.de
www.zis-reisen.de
www.stiftung-naturschutz.de
www.vji.de
www.interconnections.de

Allgemeine Informationen:
www.freiwilliges-jahr.de
www.buergergesellschaft.de
www.b-b-e.de
www.rausvonzuhaus.de

Soweit die Tipps für die Mitarbeit in bestehenden ehrenamtlichen Organisationen. Freilich ist es auch möglich, ein eigenes Projekt aufzuziehen. Ideen gibt es viele – sei es ein Konzert organisieren, eine Ausstellung koordinieren, ein Streetfußball-Turnier durchführen, einen Beitrag zur Integration von Migranten leisten, eine Zeitung machen usw. Entscheidend ist, dass es eine Idee ist, mit der Du Dich identifizierst; es soll ein Thema sein, für das Du Dich begeisterst und das Dir wichtig ist, idealerweise sogar wieder unter einer beruflichen Perspektive.

Wenn die Idee vorhanden ist, dann steht die Planung und Umsetzung an; wenn das Projekt Geld kostet, muss man sich um die Finanzierung kümmern. Bei einem eigenen Projekt ist man für alles verantwortlich. Insofern macht es viel Arbeit – man lernt aber auch enorm viel. Wer sein erstes eigenes Projekt durchführt, kann sich schnell überfordern. Deshalb empfehle ich jenen, die ihr »eigenes Ding« machen wollen, sich Rat zu holen.

Den gibt es – auch in Mühlhausen. Setzt Euch mit dem Herausgeber dieser Zeitung in Verbindung – der Jugendinitiative Mühlhausen, kurz JiM genannt. JiM unterstützt die Umsetzung von eigenen Projekten in mehrfacher Hinsicht: durch Beratung, durch Nutzung der Infrastruktur sowie durch Hilfe bei der Antragstellung für Fördermöglichkeiten. Darüber hinaus könnt Ihr Euch, ebenfalls mit Hilfe von JiM, bei einer der nachfolgenden Einrichtungen bewerben, um eine kostenlose Weiterbildung in Projektmanagement zu erhalten.

Weiterbildung für ein eigenes ehrenamtliches Projekt:
Civil Academy
Freiwilligenkolleg
Ashoka Jugendinitiative

Unser Autor
Günter Thoma, arbeitet für die Deutsche BP Stiftung, die Projekte gegen Jugendarbeitslosigkeit in NRW unterstützt. Daneben führt er Berufsorientierungsseminare für Studenten, Schüler und Eltern durch.

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 30, September 2010.