Flaggenparade
Fahnen werben für Mühlhausen

Vier Fahnen sollen Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Stadt stärker in das Bewusstsein von Einwohnern und Besuchern rücken.

Vier Fahnen wehen seit gestern auf dem Obermarkt im Zentrum der Stadt Mühlhausen. Drei davon zeigen Porträts von herausragenden Persönlichkeiten, die auf unterschiedliche Art mit der Stadt verbunden sind. Mit kurzen Botschaften, die einen Bezug zu ihrem Wirken aufweisen, sollen die Geschichte der Stadt und ihr Potenzial stärker ins Bewusstsein der Einwohner und Besucher gerückt werden.

Drei Fahnen zeigen Thomas Müntzer und die Aufschrift „Mühlhausen hat Geschichte“, Johann Sebastian Bach und die Worte „Mühlhausen hat Kultur“ sowie Johann August Röbling und Inschrift „Mühlhausen hat Ideen“. Eine Vierte zeigt die Kinder Nele und Hannes. Sie sollen den Nachwuchs der Stadt und damit ihre Zukunft repräsentieren. Auf dieser Fahne „Mühlhausen hat Zukunft“.

Der Theologe, Reformator und Revolutionär Thomas Müntzer kommt 1524 nach Mühlhausen. In seinen hier entstandenen Schriften deckt er die Ursachen für den als „Deutschen Bauernkrieg“ in die Geschichte eingegangen Aufstand auf. Nicht nur damit ist er seiner Zeit weit voraus. Von Mühlhausen aus bereitet der die revolutionäre Erhebung in ganz Thüringen vor. Er will die Stadt zum Zentrum eines staatlichen Gebildes machen, das das ganze Thüringer Land und die Landgrafschaft Hessen umfasst. In ihm sollen Gerechtigkeit und Gleichheit herrschen. Allerdings ist die Zeit dafür noch nicht reif. Zwar wird Mühlhausen unter Münzers Einfluss zum Zentrum des Aufstandes in Süddeutschland und dem Ort, an dem die politischen Forderungen des sich langsam entwickelnden Bürgertums am weitestgehenden umgesetzt werden. Doch trotz aller Anstrengungen kann sich Münzer nicht gegen die individuellen und regional begrenzten Interessen der meisten Aufständischen durchsetzen. Deren Niederlage ist unvermeidlich. Gefangen genommen und gefoltert wird Thomas Müntzer 1525 vor den Toren der Stadt hingerichtet.

Der junge Komponist Johann Sebastian Bach nimmt 1707 die Stelle als Organist an der Divi-Blasii-Kirche an. Die Anstellung bietet ihm die Möglichkeit Maria Barbara, eine Cousine zweiten Grades, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Nach einem verheerenden Stadtbrand verteuern sich allerdings die Lebenshaltungskosten enorm. Zudem nerven Bach Streitigkeiten zwischen zwei kirchlichen Fraktionen und sein Traum, für die gesamte Kirchenmusik der verantwortlich gemacht zu werden, scheitert am Stadtrat. Bereits 1708 verlässt er Mühlhausen wieder, bleibt der Stadt aber gewogen. Sein Sohn, Johann Gottfried Bernhard Bach, wird 28 Jahre später Organist an der größten Kirche der Stadt, der Marienkirche.

Der Ingenieur Johann August Röbling wird 1806 in Mühlhausen geboren. Nach dem Studium am Berliner Technikum erhält er eine Anstellung im Westfälischen Staatsdienst, wo er seine erste Hängebrücke entwirft. 1831 wandert Röbling, enttäuscht von den Zuständen in seiner Heimat, nach Amerika aus. Dort schafft er sich zunächst als Landwirt eine wirtschaftliche Basis und arbeitet er als Ingenieur beim Bau von Kanälen. 1845 baut er seine erste Drahtseilbrücke und gründet kurz darauf eine eigene Firma zur Herstellung von Drahtseilen, die erste in den USA. Mit technischen Weiterentwicklungen und kühnen Konstruktionen beeinflusst er den Brückenbau auf der ganzen Welt. Als Konstrukteur der Brooklyn Bridge in New York wird er berühmt und setzt sich selbst ein Denkmal.

Die Anregung dafür, dass die drei historischen Persönlichkeiten wieder stärker in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger gerückt und mit ihnen für die Stadt geworben wird, hatten Bürger und Kulturschaffende während einer Ideenwerkstatt zum Thema Stadtmarketing gegeben. Diese wurde von Mühlhausens Oberbürgermeister Johannes Bruns ins Leben gerufen, um das Marketing der Stadt zu verbessern.