Dämonopolis
Teil 2: Hoffnung und eine Spur von Licht

Die dunklen Taten nehmen zu, doch eine Begegnung könnte alles ändern… Dämonopolis. Ein literarisches Experiment vom Meister der Schwarzen Poesie, Stephan Pitelka. Teil 2.

Sie sitzt im Zimmer und erwartet ihn, sie hat ein Geschenk bereitgestellt. Als er eintritt, weht der Hauch der Vorahnung durch seine Gestalt. Aufs Äußerste gespannt nähert er sich der Frau. Im Dunkeln sieht er ihre roten Augen. Sie flackern. Es ist das Feuer im Kamin, das sich in ihnen widerspiegelt.

Sie mustert ihn und sagt kein Wort. Er versucht, ihre Seele zu lesen, doch es gelingt ihm nicht. Nur langsam löst sich die Maske seines Gesichts auf und nimmt einen Ausdruck an. Ist es Freude? Nein, es ist zitternde Ungeduld, denn schon hält sie ihm das Geschenk wie ein Symbol entgegen. Er glüht vor Erwartung und nimmt es gierig in seinen Besitz. Noch kann er nicht sehen, worum es sich handelt. Nur ein Bündel, weiter nichts. Er spürt das Gewicht, bewegt es sich?

Doch nun darf er nichts vergessen und spricht zu der Frau: „Diese Geste ist erstaunlich, aber auch Geschenke halten mich nicht von meinem Tun ab und genau das werde ich auch jetzt an dir vollziehen!“

Er erwartet ihr Flehen, aber seltsam ruhig und gelassen beugt sie sich nach vorne. Er neigt sich ebenfalls vor. Sie flüstert. Es sind nur wenige Worte: „Du hast die Hoffnung auf dich genommen!“ Dann lehnt sie sich wieder zurück.

Einen Augenblick lang ist er unfähig zu verstehen, dann lacht er schallend, lässt das Feuer blitzartig verlöschen und umfängt sie mit Schwärze, bis es vorbei ist.

Die Nacht hüllt ihn ein, sie ist sein Mantel. Er hat soeben eine neue Antwort gefunden, aber die Entschlüsselung kann warten. Nun sind es wieder die Schatten, die ihn vorantreiben. Der Wind zeigt ihm den Weg und die Richtung, in die er gehen muss. Er verlässt die Stadt, wirbelt den Staub der Dorfstraßen auf und verschwindet im Wald. Das Bündel bewegt sich, jetzt immer stärker und energischer …

Fortsetzung folgt!!!

2013 by Stephan Pitelka