Beiderseits der Logik
Das Glitzern des Wassers

Allseitige Annäherungen an das Leben, den Alltag und andere seltsame Angelegenheiten unter wortreicher Verknüpfung des Sinnes, Unsinnes und anderer Sinne sowie Widersprüche von Menschen und Gedanken.

Das Wasser glitzerte.
Auf dem Mist stand der Hahn und sah das Wasser nicht und er krähte kläglich die Sonne an.
Die Leute träumten; sie träumten noch, und noch mehr, und mehr und mehr und was träumten sie, was? – und was und wasser flossen die Träume ihnen davon. Die Wahrheit war wieder wahr, sie war wieder da, stand auf dem Mist und krähte kläglich die Sonne an, die das Wasser ungesehen zwar, aber doch recht schön glitzern ließ in ihrem Schein, ohne den die Träume wahr schienen und glaubhaft – schöner Schein, sie hatten ihm geglaubt.
Glaubt an mich, krähte der Hahn. An dich brauchen wir nicht zu glauben, du bist ja schließlich wahr, sagten die Leute, als sie erwachten. Und über all das wachte vom Mist aus der Hahn; nur das Wasser glitzerte, wie es wollte.

Der Misthaufen stank, was niemanden besonders störte, nein wirklich nicht; vielmehr störte der Hahn darauf, der morgens krähte, das Wasser sei unsichtbar; der Hahn, der alle weckte – böses Erwachen aus glaubhaften Träumen. Möge Böses erwachen, wenn er das nächste Mal krähte, ihn packen und ins Wasser werfen, in den Suppentopf vielleicht, der kläglich schepperte.

Und auf dem Grund des Sees glitzerte das Wasser nicht. Das wäre ja auch vollkommen grundlos, krähte der Hahn, denn dort könnte ich es erstrecht nicht sehen – und: glaubt an mich! Nein, wir glauben nicht an dich, sagten die Leute, schalteten ihre Wecker aus und versuchten weiterzuschlafen, trotz des Hahnenkrähens.

Den Hahn konnten sie, wie sehr er auch störte, nicht töten; wenn man ihn einmal tötete, bliebe er tot und was sollte man dann am nächsten Morgen erlegen? Man würde notgedrungen den Hasen auf den Mist setzen müssen, aber der krähte nicht, bot keinen Grund für seine Auslöschung; also mussten sie den Hahn am Leben lassen und er krähte kläglich weiter, dass das Wasser glitzere, das er nicht sah.

Die Leute sahen das Wasser glitzern und betrachteten den See, den die Maler malten und der auf ihren Bildern viel zu harmonisch wirkte, weil man den lästigen Hahn nicht hörte.

Der Hahn krähte zufrieden: Seht ihr, es ist wahr: der unsichtbare See ist schön; ihr könnt mir glauben, glaubt an mich! Sie glaubten an den Hahn und als er wieder lärmte, sagten sie: Den Hahn, den gibt es nicht, das ist ein Irrglaube. Und alles war harmonisch wie auf den Bildern; der Hahn störte nicht länger und friedlich warfen die Leute den Hasen in den Topf.

Der Misthaufen stank.
Ungehört krähte der Hahn.
Das Wasser glitzerte. Harmonisch übermalt. Wann träumten die Leute?