Über die Erde
Gedichte von Angelika Arend

Über die Erde können Autoren dicke Romane und Wissenschafter Fachbücher schreiben. Angelika Arend, 1942 in Leipzig geboren, fasst ihre Gedanken in sehr knapper Form in einem dünnen Büchlein zusammen und hat doch ihren Lesern so viel zu sagen.

So sparsam und aussagekräftig wie die Worte sind in dem beachtenswerten Bändchen die Illustrationen von Claudia Arend – sacht, vorsichtig, mit nur wenigen zarten Strichen.

Den Namen Mini-Express fand die Autorin für die jeweils drei kurzen Zeilen, mit denen sie Städte beschreibt, charakterisiert. Der Leser muss wahrhaft bereit und aufgeschlossen dafür sein, sich willig mit auf diese außergewöhnliche Erlebnistour zu begeben, was der Rezensentin nicht in jedem Fall gelang. So viel Weisheit ist in den Gedichten versteckt, so viel Liebe zum Detail und zu den vielen kleinen Dingen am Rande.

Ungerührt von ihrem Ärger über das Ereignis hat ein Tier der Autorin die in der Natur wachsenden Blumen einfach weggefressen. Ihre Überlegung: „Aber darf ich ihm zürnen. Dies war sein Futterplatz.“ Es folgt der Trost, den sie für sich selbst ausspricht, als Hoffnung für viele Menschen: „Und in der Regennacht ersteht mir neuer FARBENTROST.“ Treffender könnten die Worte nicht sein.

Nachdenken, In-sich-gehen, überlegen, kritisch und bescheiden das eigene Dasein  betrachten – all das ruft das folgende Gedicht hervor:

„Wenn Gott der wäre,
den ihr euch erdacht habt,
hätte er uns
dieses Leben
dieses Sterben
erspart.“

Lesern, die sich für „Über die Erde“ entscheiden, ist unbedingt zu raten, sich hierfür Zeit zu nehmen, an einem ruhigen Ort. Die Gedichte haben es nicht verdient, nur schnell mal nebenher zwischen zwei Terminen in einer lauten, hektischen Umgebung überflogen zu werden. Das würde keinen Lesegenuss bringen. Sie sind eine Bereicherung für jene, die sie zu schätzen wissen.

Christine Bose
Dipl.-Journalistin

 

Angelika Arend
Über die Erde
Gedichte
96 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-95462-195-8
Preis: 9,95 €
www.mitteldeutscherverlag.de