Rundum nachgefragt
Interview mit einem Schuhpaar

Nach dem Vorbild des Satiremagazins „Thüringer Allgemeine“ stehen uns in der Rubrik „Rundum nachgefragt“ alltägliche Utensilien Rede und Antwort

Ich habe mich für Sie durch Menschenmassen gekämpft, um ein exklusives Interview mit den neusten High-Heels auf dem Markt zu führen. Links und Rechts lieferten mir hochhackige Antworten. Ich wünsche Ihnen einen guten Fortschritt beim Lesen.

Links, wie würden Sie Ihre Persönlichkeit beschreiben?

Ich würde mich als sehr einfühlsam und bequemlich einschätzen.
Rechts wendet ein: Pah! Du und einfühlsam, du bist der größte Gefühlslegastheniker, der mir je über den Weg gelaufen ist. Du bist immer nur steif und reagierst bei jedem exorbitanten Geruch oder Untergrund über. Wenn, dann bin ich die Anpassungsfähigere von uns beiden. Ich latsche über jeden Dreck hinweg.
Links: Schnall du mal lieber dein großes Gürtelmundwerk etwas enger!
Rechts rollt sich die Fußsohle hoch.

Was sind Ihre Fähigkeiten?

Rechts: Gut aussehen können wir beide, die eine etwas  mehr, die andere weniger.  Tanzen kann ich jedoch etwas besser als Links, sie war schon immer so ein Trampel.
Links: Tja, dafür kann ich wenigstens rennen und Treppen steigen und kneife nicht immer gleich den Absatz zusammen, wenn es gilt, auch einmal größere Schritte zu bewältigen.

Wer ist Ihr Vorbild?

Beide klappern sich zu: Das ist einfach:  Prada High-Heels.

Wenigstens bei dieser Frage treten Sie als Paar auf. Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule?

Rechts: Also Sport habe ich schon immer gehasst. Dieses sinnlose im Kreis herumrennen  und sich die Absätze runterrocken- nein danke. Ich war schon immer mehr der Darstellen und Gestalten- Typ. Für Kunst habe ich einfach mehr Zehenspitzengefühl.
Links: Also das ist schwierig. Ich hatte nie etwas gegen Sport und auch nicht gegen Kunst. Ich glaube, ich habe es am liebsten genossen, wenn mich die ganzen Jungs auf dem Schulhof bewunderten und mir die Mädchen, an deren Füße ausgelatschte Sieben-Meilen-Stiefel steckten, neidische Blicke zuwarfen.

Was haben Sie für Ihr späteres Leben geplant?

Links: Mein Ziel ist es, mich später einmal an die Füße eines berühmten Topmodels anzuschmiegen und der ganzen Welt zu zeigen, wie schön ich bin!
Rechts: Dem kann ich ausnahmsweise zuklackern.

Reisen Sie gerne? Wenn ja- wohin?

Rechts: Am liebsten fahre beziehungsweise fliege ich natürlich in den Süden, einfach mal die Absätze auf einer Liege am Strand baumeln lassen. Auf den meisten angesagten Feten präsentiere ich mich  sehr gern und auch vor  dem Catwalk in Miami mache ich keinen Halt.
Links: Mir reicht auch ein Ausflug ins nächste Stadtcafe aus, ich bin mehr der standhafte Typ.

Was war die peinlichste Situation in ihrem Leben?

Rechts: Als ich in einem Gulliloch stecken blieb. Mein Absatz brach dabei ab, deswegen wurden wir kurz drauf ins Schuster- Krankenhaus eingeliefert. Die peinlichen Blicke der anderen trafen mich ganz schön im meinem samtigen Herz.
Links (lachend): Oh ja, das war ein Desaster, die ganze restliche Woche musste ich mir dein Schluchzen anhören und deine Ängste, dass du nie wieder so glänzen würdest wie früher, besänftigen.

Wie läuft ihr Familienleben?

Rechts (lacht): Familie, auch das noch! Ich brauche keine Familie. Meine Familie sind meine Schwester und ich. Mit ihr habe ich genug zu tun. Außerdem braucht  keiner von uns beiden die Männer stimmt’s, Links?
Links: Richtig.

Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre t(r)atkräftigen Argumente.

Text und Foto: Saskia Bauer