Rundum nachgefragt
Interview mit der Sonne

Nach dem Vorbild des Satiremagazins „Thüringer Allgemeine“ stehen uns in der Rubrik „Rundum nachgefragt“ alltägliche Utensilien Rede und Antwort.

Hallo Sonne! Sie strahlen ja über beide Ohren. Was gibt es denn neues?

Hach, ich freue mich einfach über alles. Es gibt immer etwas, das einen strahlen lässt. Man muss nur genau hinschauen und etwas Sonne im Herzen haben. Heute zum Beispiel ist Mon(d)tag, da treffe ich mich immer mit meinem lieben Kollegen, dem Mond.

Ach, Kaffeeklatsch unter Freunden?

Nein, nein, harte Arbeit! (lacht) Wir machen dann immer eine Lagebesprechung und Uhrenvergleich, damit wir uns nicht in die Quere kommen. Aber ab und zu bringt er auch mal ein Stück selbstgebackenen Mo(h)n(d)kuchen mit.

Scheinen Sie währenddessen für uns?

Ja, sicher. Wir machen das immer erst abends, wenn es dämmert. Nur keine Sorge, ich weiß, was ich tue. Im Gegensatz zu diesem unzuverlässigen Pack, den Sternen, denen ist ja alles schnuppe.

Das ist ja wundervoll! Was ist denn Ihr Lieblingstag? Der Sonntag vielleicht?

Der Samstag! Hätten Sie nicht gedacht, oder? Sonntags habe ich immer so viel zu tun: Die Sonnenstrahlen sammeln, durchzählen, mit Sonnenmilch polieren. Die setzen ja immer Staub an.
Früher hatte ich aber den Donnerstag am liebsten.

Was haben Sie da getan?

Ich hatte Urlaub. Habe mich meistens mit meiner Wolkendecke vor den Fernseher gepflanzt und gefaulenzt. Aber seit Erfindung des Kapitalismus habe ich härtere Schichten und muss Überstunden machen.

Ach du je! Das tut mir sehr leid. Sie haben also die ganze Entwicklung der Menschheit beobachtet? Wie war das denn so?

Wie soll das gewesen sein? Gestern haben Sie noch in Höhlen gesessen, heute versuchen Sie, mit Raketen an mich heranzukommen. Kein großer Unterschied, wenn Sie mich fragen.

Dann interessieren Sie sich überhaupt nicht für uns?

Ach, die eine oder andere Erfindung ist schon cool. Ich gehe zum Beispiel auch mal ins Sonnenstudio. Da kann ich etwas Sonne tanken und bekomme immer neuen Klatsch und Tratsch mit.

Machen Sie sich über uns lustig?

Manchmal. Wenn Menschen mich anschauen, kitzel ich sie so lang an der Nase, bis sie niesen. Und es ist furchtbar amüsant, dass ihr rot werdet, wenn ich euch anschaue.

Sie meinen Sonnenbrand? Ja, den hab ich auch. Danke.

Ne, Sonnenbrand ist doch Alkohol. In diesen leckeren Schnapspralinen. Auch eine gute Erfindung.

Ach Sonne! Das ist Weinbrand.

Ups. Klingt aber verdammt ähnlich.

Wieder was gelernt. Danke für’s Interview. Ich wünsche noch einen sonnigen Tag!

 

Text und Foto: Eva Stützer

Vielen Dank an Johanna Baum!