Rücksichtslosigkeit aus Modewahn?
Schick durch Ausbeutung

Um der steigenden Nachfrage nach Kleidung entgegenzukommen, verlegten immer mehr Textil- und Bekleidungsfirmen ihre Produktionsstätten nach Fernost. Die Arbeitsbedingungen dort: Katastrophal. Das hindert die Menschen in den westlichen Ländern allerdings nicht am Kauf.

„Wir können die Schnelllebigkeit der Mode nicht stoppen. Nur mithalten.“ Dieses Zitat des Creative Directors des britischen Labels Burberry, Christopher Bailey, beschreibt deutlich die Entwicklung der Textil- und Bekleidungsindustrie in den letzten Jahrzehnten. Gerade junge Menschen kaufen immer mehr und immer schneller, wollen aber auch immer weniger dafür zahlen. Unlängst reagierten Modefirmen mit der Verlegung ihrer Produktionsstätten in Entwicklungs- oder Schwellenländer. Die Arbeits-, Lohn- und Standortbedingungen sind für die Hersteller weitaus günstiger und damit lukrativer. In den deutschen Läden stammen bis zu 80 Prozent der dort angebotenen Waren aus Osteuropa oder Fernost. Ständig wechselnde Trends und Angebote haben aus dem Verkauf von Bekleidung eine Art Fast-Food-Branche gemacht. Der Konsum von Kleidung ist nicht mehr weit entfernt von dem schnell verderblicher Lebensmittel.

Vor allem Jugendliche stellen eine stetig wachsende Kaufkraft dar. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie als Zielgruppe für Werbung und Marketing immer attraktiver werden. So verfügen laut dem Institut für deutsche Wirtschaft (IW) in Köln, die 13 bis 17-Jährigen über eine jährliche Kaufkraft von ca. 7,5 Milliarden Euro. Dies entspricht pro Jahr und Person 1440 Euro. Doch liegen zwischen dem unbedachten Konsumdenken der westlichen Verbraucher und den Arbeitsbedingungen in den fernöstlichen Produktionsstätten, Welten. Denn während die Unternehmen mit dem Verkauf ihrer Waren ein Milliardengeschäft machen, sind die Bedingungen bei der Herstellung katastrophal. Rund 80 Prozent der Beschäftigten in den Produktionsstätten sind Frauen. Die Arbeitsbedingungen sind beinahe unvorstellbar: Fristlose Kündigungen, Schikanen, Strafen und Belästigungen durch Vorgesetzte gehören häufig ebenso zum Arbeitsalltag, wie minimale Arbeitslöhne, die zu Überleben kaum ausreichen. Häufig sind die Arbeiterinnen durch gesundheitsschädigende Tätigkeiten zusätzlich betroffen von körperlichen Beschwerden und Krankheiten.

Um diese Zustände zu verbessern,  haben sich die Internationale Arbeitsorganisation (ILO- International Labor Organisation) und ein großer Kreis internationaler Nicht-Regierungsorganisationen, zusammengeschlossen und verschiedene Initiativen und Aktionen gestartet. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um einen Katalog mit Verhaltensregeln für Textilfirmen. Dieser beinhaltet unter anderem Verbote von Zwangsarbeit, Diskriminierung, die Forderung nach der Einhaltung von Vereinigungsfreiheit, Arbeitszeitbegrenzung und existenzsichernden Löhnen.  In den letzten Jahren ist es so der ILO trotz Widerständen gelungen, in Verhandlungen mit den Konzernen erste Erfolge zu erzielen.

Doch nun wird sich der aufmerksame Leser fragen, was hat das mit mir zu tun? Was kann ich schon ausrichten? Ganz einfach: Auch du kannst helfen, für gerechtere Arbeitsbedingungen zu sorgen, indem du beispielsweise auf nachhaltige Mode achtest. Diese wird auch Eco Fashion, grüne Mode oder Ökomode genannt und zeichnet sich dadurch aus, dass sie aus umweltfreundlichen Materialien hergestellt wurde. Außerdem werden die ökologischen und sozialen Aspekte entlang des Herstellungsverlaufs beachtet. Auch solltest du nicht jedem Modetrend hinterher rennen, nur weil deine Freunde dies zu tun pflegen. Kaufe deine Kleidung bewusst und achte eher auf Qualität als auf Quantität. Das ist zeitgemäß!