Revolution. Überall Revolution!
Aufruhr im Gartenreich

Bei dem Wort „Revolution“, aus dem spätlateinischen „revolutio“, liegt die Bedeutung klar auf der Hand. Es geht um Umwälzung, Umdrehung. Schon Kopernikus meinte es ginge um Wiederkehrendes. Sozusagen kann man als Kleingärtner behaupten, dass was derzeit in Spanien und Griechenland passiert, so etwas wie das Ackern eines Kleingartens im Frühling ist. Die Erde wird so schön umgepflügt, damit wieder genügend Nährstoffe im Boden ankommen und neue Pflanzen gedeihen können.

Ich teile die Meinung der anderen, dass es im Juni schon reichlich spät ist für solcherlei Gartenarbeit. Da sollten die Obstbäume in voller Blüte und die ersten Erdbeeren bereits geerntet sein. Aber nun kann eben jeder machen, was er für richtig hält, solange das Wetter mitspielt.

Aktuell formieren sich sogenannte Guerillagärtner bereits in der Hauptstadt, die dafür sorgen wollen, dass auf den Straßen ein gerechtes Verhältnis zwischen Bäumen und Blumen herrscht. So genannte Saatbomben werden auf unbepflanzte Grundstücke geworfen, um so den Schmetterlingen, die jahrelang als Minderheit in der Gesellschaft galten, neuen Raum zu geben. Auch das Bienenvolk beschwert sich. Einen kleinen Eimer Wasser könnte schließlich jeder in den Garten stellen, um so die Arbeitsplätze des Honigvolkes zu sichern.

Eine staatliche Revolution schließen die Bienen allerdings aus. Die Monarchie im Bienenstaat sei wichtig, sonst gäbe es keine Show Royal… äh Bienen. Und auch die Wespen müssen die Taille etwas enger tragen. Schließlich muss es für alle reichen. Die Schnecken waren zwar für eine Anarchie, krochen aber dafür zu langsam mit ihren selbst gemalten Schildern. „Es lebe die echte Demokratie“ brüllte der Maulwurf, der soeben aus der Erde einen kleinen Berg direkt neben der Petersilie gegraben hatte. Daraufhin verschwand er wieder, denn er mochte die Gesellschaft der anderen Tiere nicht sonderlich.

Die Fliegen, die schon längst auf ihre Chance gewartet hatten, formierten sich. „Wir können aus Scheiße Gold machen“, summten sie lauthals. So etwas hat ja auch durchaus was Unterhaltsames, dachte sich ein Vogel und kackte vom Apfelbaum hinunter direkt neben einer Rose ins Gras. Er hatte vorher Blaubeeren gegessen und nun ward es der Rose Angst und Bange, das im Laufe der Zeit über Generationen hinweg, irgendwann all ihre Nachkommen von einem Blaubeerbusch vertrieben werden könnten. Sie fing  jämmerlich an zu weinen und bat um eine Umsiedlung im Falle einer Ausbreitung des Blaubeerenbusches.

Ja doch, mischt sich jetzt auch der Gärtner ein, der sowieso meint, hier wird gerade viel zu viel Gewese um Nichts gemacht. Schließlich kümmere er sich gerade um den Kompost und damit hat er für heute schließlich genug zu tun. „Denn ohne den Kompost, gibt’s keine neue Erde“, meint er abschließend, zieht den Hut vom Kopf, wischt sich die Stirn und die Regenwürmer bejubeln seine Rede und beißen sich vor Freude selbst in den Schwanz.

Revolution geht auch nur Schritt für Schritt und nicht in allen Ecken gleichzeitig. Da kann sich, egal wer, auf den Kopfstellen und einen Teller auf dem großen Zeh balancieren. Noch einmal den Garten beregnen, war ja schließlich warm heute. Das kühlt die Gemüter wieder ein wenig herunter. Nicht unbedingt ein niederschlagendes Ergebnis, denn am Ende des Tages strahlte ein Regenbogen über dem Garten.

PS: Das Schaf auf dem Bild hat mit all dem überhauptnichts zu tun.

Unsere Autorin:
Charlotte Klaus

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 34, Juni 2011.