Produkttest: Erfurter Weihnachtsmarkt
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Drei Tage vor Weihnachten hat Weihnachtsfreundin Ann-Sophie und Weihnachtsmuffel Eva das Weihnachtsfieber gepackt. Das Ziel: Der Erfurter Weihnachtsmarkt

Unsere Reise beginnt um 11.00 Uhr morgens am Bahnhof Mühlhausen. Wir treffen auf den zukünftigen Zugführer Lodolep (Name auf seinen Wunsch geändert), der uns auf dem Weg nach Erfurt begleitet. Ist schließlich nicht so einfach, den Überblick zu behalten, wenn die Bahnverbindungen komplett geändert werden.

Im Zug erklärt ein leicht angetrunkener Mann allen anderen die Relativitätstheorie: „Ich stehe. Aber der Zug fährt. Also fahre ich.“ Ja, so stellen wir uns den perfekten Physikunterricht vor.
Apropos Physik: Ann-Sophie stellt fest, dass die Erdanziehungskraft in Erfurt viel stärker ist als anderswo. Sie verbringt daher viel Zeit am Boden, um Dinge aufzuheben.

In Erfurt werden wir Lodolep los und machen erstmal das, was Mädchen so machen: Shoppen. Ann-Sophie hat schon beide Hände voller Zeug, Eva kauft einen Hut für ihre Katze.

Wir entdecken einen Weihnachtsmann. Im  gelben Mantel macht er Werbung für eine Handymarke. Wir überlegen, was mit ihm falsch läuft. Vielleicht ist er farbenblind. Vielleicht hat seine Frau (oder doch er selbst?) den Mantel falsch gewaschen. Vielleicht ist er ein Trendsetter.

Zum Mittag gibt es ein wenig kulturellen austausch: Sushi, traditionelles japanisches Weihnachtsessen. Haben wir zumindest gehört.

Danach entdeckt Eva einen Kinderwagen, der mutterseelenallein auf dem Weg rumsteht. „Brauchst du ein Kind?“ Ann-Sophies Augen leuchten. Was wir dann tun, bleibt auf ewig ein Geheimnis.

Auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt treffen wir auf zahlreiche musikaffine Menschen, die die Menge mit Liedern aufzuheitern versuchen und uns wird schnell klar, dass Weihnachtslieder im Winter eigentlich total uncharmant sind.

Und dann kommen wir endlich an. Entgegen aller Befürchtungen ist der Weihnachtsmarkt gar nicht so voll. Man kann tatsächlich noch eigenständig laufen.
In unserer Funktion als investigative Journalisten prüfen wir alles. Eine baldige Erkenntnis ist, dass man von Kirschglühwein die Finger lassen sollte. Dieser beeinflusst die Erzvegetarierin Ann-Sophie dazu, ihre Fleischfresserinstinkte wieder zu entdecken, als sie neben einem Rostwurstverkäufer steht.
Doch Eva lässt sie nicht ihre Prinzipien aufgeben. Es geht weiter zum Riesenrad, wo Eva ihre Höhenangst testen muss.

Beruhigung danach suchen wir im Märchenwald. Vergeblich. Gruslige Gestalten blicken uns mit ihren kalten Augen an. Sie stehen in zweifelhafter Haltung und haben Kiefernzapfen oder ähnliches in der Hand, mit denen sie uns scheinbar bewerfen wollen. Der ein oder andere von ihnen kann auch seinen Kopf um 180 Grad drehen. Schaurig.

Auf der Bühne singen und tanzen „Die Weihnachtsschicksen“ (Name auf unseren Wunsch geändert) fragwürdige Lieder und wollen auch noch CDs loswerden.
Aber während eines weiteren Heißgetränks entdecken wir auch freundliche Zeitgenossen.
„Ann-Sophie, meinst du, der Stern da ist high?“

Unser Fazit: Auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt gibt es viele schöne Dinge und man kann dort viel Spaß haben. Wer aber Weihnachten, schlechte Musik oder große Menschenansammlungen bis in die Grundtiefen hasst, sollte von jenem Ort aber fernbleiben.

Wir verlassen den Weihnachtsmarkt, besorgen noch wenige, letzte Geschenke und etwas Sekt zum Abschluss des Tages, den wir dann im Zug trinken, damit wir den anderen Reisenden unsere Theorie der verstärkten Erdanziehungskraft so souverän erklären können, wie es der Mann von heute Morgen tat.

Text: Eva Stützer
Fotos: Ann-Sophie Groß

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