Mühlhausen brennt!
Die verheerendsten Brände in der Geschichte Mühlhausens

Dank moderner Technik brennt es in Mühlhausen heutzutage glücklicherweise nur noch höchst selten. Und dank einer gut ausgebildeten und straff organisierten Feuerwehr bleibt auch der Schaden, den ein Feuer heute anrichtet, relativ überschaubar. Doch das war nicht immer so. JiM-History hat die acht verheerendsten Brände zusammengefasst.

1180. Der Herzog von Braunschweig, Heinrich der Löwe, ist einer der mächtigsten Reichsfürsten des 12. Jahrhunderts und ein erbitterter Gegner von Kaiser Friedrich Barbarossa. Um dem Kaiser zu schaden fällt er 1180 in Thüringen ein und lässt die kaiserlichen Reichsstädte Nordhausen und Mühlhausen niederbrennen.

1422. Hans Köhler, »ein böser und loser Bube«, wie es in einer Mühlhäuser Chronik heißt, wird wegen einer Liebschaft mit Grethe Handexin, »einer leichtfertigen Frau«, der Stadt verwiesen. Er versteckt sich in einer Scheune bei der Güldenen Ecke hinter dem Stroh. Mit Hilfe seiner Geliebten legt er dort Feuer. Der Brand breitet sich aus und legt »von der damals herrlich erbauten und reichen Stadt die Hälfte in Asche«. Insgesamt werden »an die 300 Feuerstätten« gezählt. Köhler entkommt, seine Geliebte wird der Mittäterschaft beschuldigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

1487. Aus Rache dafür, dass er vom Gastwirt entlassen worden war, legt ein Knecht im Pferdestall des Gasthauses »Zum Goldenen Löwen«, das sich damalsam Obermarkt befand, am 12. März, um drei Uhr nachts, Feuer. Der Brand zerstört die Stadt vom Obermarkt bis zur Görmarstraße. Der Täter wird auf dem Untermarkt an einen Pfahl gebunden, mit glühenden Zangen gefoltert, danach über die Brandstätten geschleift und anschließend auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

1528. Hans Froß, der Bruder eines berüchtigten Straßenräubers, steckt um Mitternacht die Scheune an seinem Haus in der Görmarstraße in Brand. Das Feuer greift über und äschert die gesamte Straße ein. Der Täter wird gefunden und verbrannt.

1649. Am 3. April will Barbara Knittel in ihrem Haus in der Holzstraße Garn kochen. Dafür entzündet sie in der Küche ein starkes Feuer. Zum Nachfeuern legt sie einige Schütten Stroh vor den Herd. Das Stroh entzündet sich und setzt erst die Küche und dann das Haus in Brand. Das Feuer greift auf die angrenzenden Gebäude über und vernichtet in nur vier Stunden 78 Wohnhäuser, das Antonius-Hospital und das innere Frauentor.

1660. 14. April, 14:00 Uhr. Im Hanfsack bricht im Haus von Klaus Schmidt durch Funkenflug ein Brand aus. Von starkem Wind begünstigt breitet sich das Feuer schnell aus und vernichtet 62 Wohnhäuser.

1689. 11. September. Gegen 19:00 Uhr geht eine mit Getreide gefüllte Scheune im Jakobiviertel in Flammen auf. Man nimmt an, dass der Auslöser des Brandes ein Feuer in der im Nebenhaus befindlichen Branntweinbrennerei gewesen sein könnte. Dieses konnte übergreifen, weil »vermutlich die Mäuse die Wand durchritten, dass das Feuer von dem nahe an der Wand stehenden Herde durch selbige die Garben in der Scheuer hat ergreifen können.« Starker Wind verteilt brennende Strohschindeln über der Stadt, sodass überall weitere Brandherde entstehen. Von den vielen Bränden entmutigt fliehen die Bürger zu den Stadttoren. Bis zum anderen Morgen 10:00 Uhr verbrennen 38 Straßen und Gassen mit 568 Wohnhäusern. Nur vier Kirchen bleiben vom Feuer verschont. Einige glauben damals, »dass Gott Mühlhausen habe züchtigen wollen, weil viele Menschen in Folge der im Jahre 1683 herrschenden Pest viel geerbt und nicht mehr redlich gearbeitet hätten, und nicht mehr sparsam gewesen, vielmehr geschlemmt, gefressen und gesoffen hätten«. Die Feuersbrunst geht als der »Große Brand« in die Geschichte der Stadt ein.

1707. 30. Mai. Durch Unvorsichtigkeit bricht am Kornmarkt, in der Werkstatt des Färbermeisters Georg Adam Zenge, gegen 23:00 Uhr ein Feuer aus. Der Brand breitet sich aus und greift mit stärker werdendem Wind auf andere Gebäude über. Ihm fallen 360 Gebäude zum Opfer, wobei Scheunen, Ställe und Hintergebäude nicht mitgezählt sind.

So schrecklich die Flammen auch wüteten, immer wieder halfen sich Menschen gegenseitig, errichteten neue Gebäude und bauten ihre Stadt wieder auf. Später kam es zwar auch immer wieder zu Bränden, doch glücklicherweise blieb die Stadt von weiteren großen Feuersbrünsten verschont.

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 28, April 2010.