Kirmes 2011
Ein Rückblick auf die 134. Mühlhäuser Stadtkirmes

Die 134. Mühlhäuser Stadtkirmes ist Geschichte. Die „Kirmesgrippe“ (der Kater vom exzessiven Alkoholgenuss) ist abgeklungen und der Alltag hat uns alle wieder. Zeit für einen kurzen Rückblick.

Kirmeshistorie
Im Jahr 1877 gab der Magistrat der Stadt Mühlhausen dem Drängen von Fabrikbesitzern und Händlern sowie des königlich-preußischen Landrates (Mühlhausen gehörte damals zu Preußen) nach und beschloss, dass von nun an alle Kirchgemeinden eine gemeinsame Kirchweihmesse (Kirmes) zu feiern hatten. Das war aus Sicht der städtischen Unternehmer – dieser alten Spaßbremsen – notwendig geworden, weil ihnen, aufgrund der häufigen Kirchweihfeiern, zu oft die Arbeitskräfte fehlten. Denn bis dahin feierte jede der zehn genutzten Kirchen in der Stadt ihre eigene Kirmes. Das Motto lautete damals: Weniger Saufen für alle, dafür mehr Profite für wenige. Die ehedem mit enormen Tempo voranschreitende kapitalistische Industrialisierung forderte halt auch von den Mühlhäusern ihre Opfer.

Kirmesumzug

Mit 900 Metern in diesem Jahr einer der längsten überhaupt, stand zumindest in der Tageszeitung. Doch trotz aller Länge, war nur eineinziges kritisches Bild zusehen. Die Kirmesgemeinde „Kräuterstraße“ hatte sich auf satirische Weise mit dem geschlossenen Freibad auseinandergesetzt. Danke dafür! Der Rest war ganz nett, aber nicht weiter erwähnenswert. Neben einigen recht schönen Bildern leider auch viel einfallsloser Unfug, meist ohne Bezug zu Stadt. Manche Sachen erinnerten eher an billigen Karnevalsklamauk. Vielleicht sollte man beim nächsten Mal trotz höherer Quantität (viele Leute, langer Umzug) auf mehr Qualität (aussagekräftige Bilder) setzen. Danke an alle, die mitgemacht haben!

Kirmesfrühschoppen
So schön der Frühschoppen auch ist, leider offenbart er auch, dass manche Mitmenschen mit Alkohol nichts Sinnvolles anfangen können. Es gibt Mitbürger und – wenn auch weitaus weniger – Mitbürgerinnen, die benehmen sich im Suff so, dass ihnen das Trinken – von Genuss kann hier wirklich keine Rede mehr sein – von alkoholischen Getränken gerichtlich und bei Androhung von schlimmen Strafen verboten werden müsste! Selbst bei eingeschränktem Bewusstsein, sollte sich Mensch zusammenreißen und wie ein solcher benehmen können. Aber vor allen sollte man wissen, wie viel man verträgt und wann Schluss ist! Kleine Episode am Rande: Auf dem Weg in ein anderes Kirmeszelt kamen wir am Montagnachmittag in der Nähe der Persiluhr vorbei. Dort sass ein Mann auf den Stufen einer Treppe. Er war offensichtlich betrunken. Seine Beine hatte er der Länge lang auf den Fußweg gestreckt, sein Mund war offen und seine Augen starrten ins Nirgendwo. Als wir an ihm vorbei gingen, rülpste er laut. Ich wandte mich entsetzt zu ihm um, sah ihn aber nicht mehr sitzen. Der Rückstoß seines gewaltigen Rülpsers hatte ihn wohl umgehauen. Na dann, gute Nacht!

Kirmesbier
Nach Aussage mehrerer Kirmes-besucher, die uns leider ausdrücklich verboten ihren Namen in diesem Zusammenhang zu nennen, führte der ausgiebige Genuss des Kirmesbiers am darauffolgenden Tag zu gesteigerter Flatulenz (starke Blähungen und häufiges Furzen) sowie erhöhtem Stuhlgang. Auch das Bekämpfen der Symptome durch weiteren Bierkonsum, entsprechend der Methode „Fight fire with fire“ (Bekämpfe Feuer mit Feuer) führte, den Aussagen der Betroffenen nach, nicht zum gewünschten Erfolg. Tja, weniger ist eben manchmal mehr!

Kirmesküsse
Auch in diesem Jahr wurde während der Kirmes wieder ausgiebig und leidenschaftlich geküsst. Ob dafür die durch die Kirmes angeregte Lebensfreude oder der durch sie verursachte Alkoholkonsum verantwortlich waren, ließ sich trotz intensiver Recherche nicht einwandfrei ermitteln. Wir sind aber der Meinung, dass beide Faktoren eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten, tendieren allerdings eher dazu, Letzteres anzunehmen. Sich gegenseitig die Lippen aufeinander zu drücken finden wir auf jeden fall sympathischer, als sich die Fäuste ins Gesicht und die Biergläser auf den Kopp zu hauen, was leider hier und da auch passierte. Wie bereits gesagt, manche können halt mit Alkohol nicht umgehen.

Kirmesmugge
An dieser Stelle mal ein großes Lob an all die Spielmannszüge aus nah und fern, die jedes Jahr mit ihren Auftritten für tolle Stimmung sorgen. Dank auch an die vielen mehr oder weniger bekannten Bands und DJs, die uns mit ihrer Musik unterhalten und zum Tanzen animieren. Unser Highlight während dieser Kirmes war die Jubiläumsfeier zum 25jährigen Bestehen der Heavy-Metal-Partie in der Kirmes-gemeinde am „Weg zum Eigen-heim“. Nachträglich auch noch von uns herzliche Glückwünsche! Auf die nächsten 25 Jahre und ein kräftiges Rock on!

Kirmesklos
Eigentlich ist man ja froh, wenn man es nicht benutzen muss. Aber was bleibt einem schon anderes übrig, wenn man muss? Man benutzt es halt, das ToiToi-Häuschen, und hofft – toi, toi, toi! – ein leeres und sauberes vorzufinden. Leider sind die Dinger nur so lange sauber und leer, wie man sie nicht wirklich benötigt. In dem Moment, wo man richtig muss, steht davor garantiert eine Schlange. Kommt man dann endlich rein, ist es drinnen zappen duster und naja … die Details erspare ich mir. PS: Das eine oder andre Häuschen mehr würde garantiert auch nicht schaden!

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 35, September 2011.