Interview mit MONTREAL!
Über Gastfreundschaft und Sojasoße

Montreal spielten 2018 zum vierten Mal auf dem Open Flair Festival. Eva Stützer hat den Bassisten und Sänger Hirsch zum Interview getroffen.

Wie geht es dir denn überhaupt?
Mir geht es überraschend gut. Wir haben schon zwei Festivals gespielt, vorgestern Taubertal, gestern Rock den Lukas bei Bremen. Ich habe mich schon schlimmer gefühlt nach zwei Konzerten. Das geht heute, deshalb bin ich sehr guter Dinge.

Wie ist die Gastfreundschaft auf dem Open Flair?
Die ist wie immer überragend. Da können sich sehr viele andere Festivals ein, zwei, drei bis zehn Scheiben abschneiden. Ich glaube, es gibt in Deutschland sehr wenige Festivals auf dem Niveau des Open Flair in Sachen Gastfreundschaft.

Worauf muss man sich nachher bei eurem Konzert einstellen?
Das wird keine große Überraschung werden. Wir spielen eine Stunde, da geben wir uns sehr viel Mühe, unsere besseren Lieder zu spielen und nicht die schlechten. Wenn es gut läuft, spielen wir einigermaßen fehlerfrei. Aber wir haben auch einen Stargast dabei. Darauf bin ich sehr gespannt.
Wir sind zum vierten Mal hier und die Open Flair Auftritte waren immer sehr besondere für uns. Wir geben unser bestes, dass es heute auch wieder so sein wird.

Stargast Pensen Paletti von den Monsters of Liedermaching. Seine Aufgabe besteht im notariellen Beiwohnen des Zwei-Minuten-Songs. Es wurde ein voller Erfolg!


Ihr seid schon in wirklich vielen Ländern getourt. Kann man Unterschiede im Publikum feststellen?
Na klar. Außerhalb von Deutschland versteht man unsere Texte nicht. Da tun sich auch schon Österreicher und Teile von Bayern schwer. Dann ist das Mitsingverhalten natürlich ein anderes. Aber so wie man schon innerhalb Deutschlands von Region zu Region riesige Unterschiede merkt, rein vom Temperament, ist das in anderen Ländern auch. Es geht uns aber darum, eine gute Zeit mit dem Publikum zu haben und das klappt auch, wenn die Leute uns nicht verstehen.

Wart ihr auch schon einmal in Montreal?
Wir waren in Montreal, haben dort aber nicht gespielt. 2011 haben wir zusammen Urlaub in Kanada gemacht. In Toronto Haben wir uns zwei Mal NOFX angeschaut und sind danach auch nach Montreal gefahren. Das war auch ein bisschen das Ziel, dass man etwas Geld mit der Band zusammen kriegt und eine Reise nach Montreal macht. Das würden wir auch gerne mal wiederholen.

Wie wäre es denn mit einem Auftritt dort?
Wenn sich das ergibt, auf jeden Fall, muss aber nicht zwingend. Es ist eine ganz andere Geschichte, ob du zu dritt nach Kanada fliegst oder ob du das ganze Gerödel mitnimmst. Das wird logistisch und organisatorisch viel anstrengender.

Ihr seid schon mit wahnsinnig vielen, auch weltweit bekannten Bands aufgetreten. Habt ihr das als Ritterschlag empfunden?
Es freut einen natürlich schon. Vor einigen Jahren waren wir mit Madsen unterwegs, das war auch sehr schöne Tour. Klar, man hätte sich als Jugendlicher nicht erträumen lassen, dass zum Beispiel Slime oder die Bloodhoundgang uns einladen, mit ihnen zu aufzutreten.
Wir spielen sehr gerne als Support, weil das ein ganz anderer Konzertabend ist. Man spielt kürzer, hat meistens ein Publikum, das einen nicht erkennt, das man sich erarbeiten muss und man ist fertig und kann danach noch eine geile Band sehen. Bei eigenen Konzerten sind wir fertig, die Leute gehen nach Hause, wir sitzen in einer leeren Halle und müssen abbauen.

Kann euch noch irgendetwas überraschen?
Das Schöne an der Überraschung ist, dass man sie nicht vorhersehen kann. Es kommen immer wieder Sachen daher, die sich als glückliche Fügung herausstellen. Deshalb sind wir weiterhin sehr offen für alles, was kommt. Das kann man ja nicht planen, das ist Glückssache.

Gibt es eine „Band-To-Do-Liste“?
Ne, haben wir nie gehabt. Wir nehmen es so, wie es kommt und versuchen, die Freude am Musikmachen und Konzertspielen zu erhalten, damit wir nicht zu einer lustlosen Profikappelle werden, die alles für Geld dahinfiedelt, sondern dass wir hauptsächlich unterwegs sind, weil wir ein Freundeskreis bleiben, der Bock hat, unterwegs zu sein und Musik zu machen. Wenn dann ein Taler dabei rumkommt, ist das auch sehr schön.

Du hast gerade eine Viva-con-agua-Flasche in der Hand. Mit denen wart ihr in Addis Abeba.
Genau, 2016 waren wir mit Viva con Aqua in Äthiopien unterwegs auf einer Projektreise und haben uns Projekte vor Ort angeguckt und in diesem Rahmen in Addis Abeba auch zwei Konzerte gespielt. Das waren natürlich sehr spezielle Konzerte und ganz besondere Momente.

Ihr spielt vier Jubiläumskonzerte. Andere Bands geben sich mit einem zufrieden. Warum ihr nicht
Wir wollen unseren CO2 Ausstoß nicht zu hoch treiben, denn wenn wir nur eins spielen, müssten Leute von sehr weit anreisen, wenn sie es sehen wollen. So geben wir jeder Region die Möglichkeit, zu kommen. Wir sind am 14.12. in München, am 15.12. in Köln, dann kurze Pause, am 21.12. in Berlin und am 23.12 in Hamburg, sodass jede Ecke ein eigenes Ding hat.

Sehr klug gedacht! Gibt es da besonderes zu erleben oder ist das ein übliches Montreal-Konzert?
Wir werden schon versuchen, eine spezielle Setlist zu bauen aus den 15 Jahren. Wir werden Gäste dabei haben, andere Bands, Freunde, Wegbegleiter, mit denen man zusammen etwas auf die Beine stellen kann. Da ist natürlich jetzt die Planung noch nicht vollständig abgeschlossen. Wir spielen erst den Festivalsommer zu Ende. Der geht für uns bis Mitte September. Nach ein oder zwei Wochen Urlaub werden wir uns dann intensiv damit befassen.

Wie lange bleibt ihr noch auf dem Flair? Schaust du dir noch etwas an?
Wir haben nachmittags jetzt noch ein paar Termine. Wir gehen später zu unseren Freunden, den Monsters of Liedermaching, zu Feine Sahne Fischfilet und dann spielt noch die Terrorgruppe im E-Werk. Wir fahren erst um 4 Uhr nachts weiter, das heißt, wir haben noch genügend Zeit.

Was ist in deinem Kühlschrank?
In meinem Kühlschrank zu Hause ist jetzt wahrscheinlich sehr viel verschimmeltes Zeug. Und Sojasoße! In den Tüten, die man immer übrig hat, wenn man Sushi bestellt. Man kann sie ja vielleicht nochmal… und dann sammeln sie sich in dem Fach, von dem keiner weiß, wofür es ist.

Vielen lieben Dank für das nette Gespräch!

Weitere Infos zur Band: www.montrealmusic.de

Fotos: Eva Stützer, Presseteam Open Flair (Titelbild)