Interview mit …? (# 2)
Heute interviewen wir irgendeine Zeitung

Inspiriert von der Mühlhäuser Allgemeinen Zeitung (MA), die im Februar 2011 ein Interview mit einem Hund veröffentlicht hatte, interviewten daraufhin einen Stuhl. Kurz nach dem Erscheinen des Heftes konterte die MA, indem sie ein Interview mit einer Schaufensterpuppe abdruckte. Nach einem kurzen fragenden Blick waren wir uns in der Redaktion schnell einig, dass man das journalistische Niveau auch noch weiter nach unten drücken kann. Während der Vorschlag, eine Glasscheibe zu interviewen, noch mit der Begründung „Das mach ich nicht! Das ist mir zu durchsichtig!“ abgelehnt wurde, fand sich schnell ein skrupelloser Schreiberling, der bereit war, irgendeine Zeitung zu interviewen.

Wir haben dich hier gerade aufgelesen. Du siehst aber sehr zerknittert aus. Woran liegt das?
Das liegt fast ausschließlich am Inhalt. Ich denke manchmal, ich hätte doch lieber Abfalleimer werden sollen.

Aber am Zeitung sein ist doch bestimmt auch nicht alles schlecht.
Na, ich weiß nicht! Andauernd wird man auf und zugeschlagen, häufig zerrissen und über das, was die Leute sonst noch alles für widerliche Sachen mit einem machen, will ich gar nicht erst reden.

Wie könnte man das denn deiner Meinung nach ändern?
Ganz ein wolfach: Mehr Bilder! Die Leute wollen doch gar nicht mehr so viel lesen, wie früher. Bevor man also unnötig Zeilen schindet, wäre es besser, mehr Fotos zu bringen. Wie im Fernsehen.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Ich werde ein bisschen Wellness machen und erstmal eine Zeit lang rumliegen. Dann lasse ich mich schön glätten, falten und schnüren und werde wohl zu meiner großen Liebe, dem Altpapier zurückkehren. Vielleicht sehen wir uns ja schon der kommenden Woche wieder. Dann aber hoffentlich als Beilage eines großen Supermarktes. Die sind viel bunter und werden von vielmehr Menschen gelesen!

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 34, Juni 2011.