In Sina Gumpert war ich jung verliebt
Übermütiges von André Schinkel

Wann ist das der Rezensentin schon mal passiert? Eigentlich hat man gar keine Zeit, nimmt aber dennoch, von Neugier geplagt, den Gedichtband zur Hand, möchte nur ein wenig schauen, anlesen sozusagen, liest und blättert um, liest weiter und blättert weiter um. Und ist ruckzuck plötzlich auf den letzten Seiten. (Von Christine Bose)

Das Schöne dabei: Da ist kein bedauernder Gedanke daran, dass ja eigentlich die Zeit zum Lesen gefehlt hat. Ein durchaus nicht zu verachtender Nebeneffekt: Ich habe gelernt, es gibt Lebewesen, deren Namen ich bis dato noch niemals gehört oder gelesen hatte und es gibt sie wirklich, laut www.google.de.

Da sind die Tiere Binturong (Marderbär), Uakari (Kurzschwanzaffe), Quoll (Tüpfelbeutelmarder), Sandfisch (Echsenart), Priesterfisch (Streifenfisch), Fingertier, (Lemur), Quagga (ausgestorbene Zebraform), Mähnenwolf (Wildhund). Auf den Buchseiten leben aber auch das Merkel und die Angelamaus – keiner Tiergattung zuzuordnen und doch präsent.

Der Autor muss offensichtlich entweder ein gespaltenes Verhältnis zur zahnärztlichen Zunft haben oder aber einer Zahnärztin besonders zugetan sein. Noch nie habe ich hintereinander so viele Gedichte über Zähne gelesen. Obwohl ich einige seiner gereimten Texte, nun ja, für etwas derb und ordinär halte, plädiere ich dennoch dafür, diesem Buch unbedingt die gebührende Beachtung zu schenken. Vielleicht spricht André Schinkel hier und da eine einfache Wahrheit aus – nicht mehr und nicht weniger. Ich bin ja nicht verpflichtet, in einem Gedichtband jedes Gedicht zu lieben und darüber hinaus auch noch ergründen zu wollen, warum es geschrieben wurde und was uns der Dichter damit sagen will.

Die übermütigen Texte sind etwas für Querdenker, für Leute, die zum Lachen nicht in den Keller gehen und für alle, die zur Erholung nach anstrengenden geistigen Höhenflügen zur Abwechslung nach geballtem Blödsinn geradezu lechzen. Die Illustrationen von Johannes Koch passen wunderbar dazu. In die Rubrik „hervorragend komisch“ ordne ich beispielsweise „Im Museum“ ein – da lieben sich nämlich „die Mumie und der Mumerich“. Das „Schwindellied“ ist einfach schwindelerregend gut und auch bestens für Kinder geeignet, das „Igelwiesenkinderglück“ sollte man mindestens zweimal hintereinander genießen.

Und was passierte nun eigentlich dem Autor, der jung in Sina Gumpert verliebt war und über einige Umwege bei Sandra landete? Selber lesen! Steht alles im „Liebesgedicht“  auf den Seiten 20 bis 22.

André Schinkel
In Sina Gumpert war ich jung verliebt
Übermütige Texte
96 Seiten, Broschur, 130 x 200 mm
ISBN 978-3-89812-924-4
Preis: 9.95 EUR
Mitteldeutscher Verlag