In Extremo im Interview
Cornflakes im Kopfkissen

Es ist euer zweites Open Flair. Was treibt euch nach 10 Jahren wieder hierher?

Michael: Der Veranstalter hat uns eingeladen. Wir haben so ein Kompaktding mit ihm gemacht. Letztes Jahr haben wir auf einer Skihütte, Bergfestival und das sind dieselben Veranstalter, die machen auch das Taubertalfestival. Wir spielen jetzt halt alle drei Shows. Man kennt sich über die ganzen Jahre. Wir waren lange nicht hier und es ist ein sehr gemischtes Festival, was ich immer interessant finde.
Specki: Die Bands, die heute auf dem Open Flair spielen, sind übermorgen auf dem Taubertal und umgekehrt. Man kommt sich dann auf der Autobahn entgegen.

Glaubt ihr zu wissen, was euch dann erwartet?

Michael: Ich weiß es überhaupt nicht, wir lassen uns überraschen. Ich weiß nur eins: Der Securitychef war vorhin hier. Das sind keine stummen Leute, die wollen Crowdsurfing haben, die kommen bewaffnet mit Schwertern, Kriegsbemalung und haben gefragt, ob sie Spaß mit uns machen können. Das ist doch klasse.

Ihr habt schon in vielen Ländern gespielt. Konntet ihr Tendenzen erahnen, wie unterschiedlich sich das Publikum verhält?

Michael: Südamerika ist sehr explosiv, sag ich mal, aber letztendlich ist es auf der ganzen Welt ziemlich gleich, das ist meine Erfahrung. Wir haben das Glück, in der Welt zu touren, vor allem in deutscher Sprache. Wie viele Bands haben das?
Specki: Was auffällt, sind die Zeitunterschiede der Konzerte. In Spanien gehst du bei einer Clubshow um 12 auf die Bühne, in Skandinavien schon um 17 Uhr, denn da ist es schon dunkel.
Michael: Kurz nach dem Aufstehen praktisch.
Specki: Von der Reaktion ist es sonst gleich.

Ihr seid eine relativ große Band. Spielt ihr euch manchmal Streiche?

Michael: Ja, mit Streichen sind wir sehr vollgepackt. Das fällt einem aber so spontan nie ein.
Specki: Ein Kollege hat mal sehr laut geschnarcht im Bus und hat mich um den Schlaf gebracht. Daraufhin habe am nächsten Tag am Catering eine Packung Cornflakes geklaut und in sein Kopfkissen getan, sodass er nicht schlafen konnte, denn bei jedem Mal umdrehen „Krrchhchhh“.
Michael: Es kommt auch richtig gut, wenn man Salzbrezeln zerkrümelt und ins Bett wirft.

Habt ihr Tourrituale?

Specki: Wir geben uns vor der Show immer die Hand, stellen uns in einen Kreis, machen einen Schlachtruf.

Welches Thema bewegt euch gerade, das ihr vielleicht in einem Text behandeln wollt?

Specki: Der Sex mit meiner Freundin ist nicht mehr so toll, darüber sollte ich mal schreiben.
Michael: Mit welcher denn?
Specki: Natürlich gibt es weltpolitische Sachen, die einen extrem nerven, aber das ist bei In Extremo die falsche Baustelle. Wir sind relativ unpolitisch. Wir haben auf dem letzten Album zwei politische Texte gehabt. Die Themen beschäftigen einen natürlich, man muss das auch nicht verschweigen, aber bei uns muss nicht jedes Problem der Welt in einem Text verwurstet werden. Das ist auch mal schön, die Welt da draußen spielen zu lassen, wie sie ist und für die zwei Stunden, die wir auf der Bühne stehen, die Leute davon abzulenken.

Michael, du wirst auch „Das letzte Einhorn“ genannt. In einem anderen Interview wurdest du schon mal nach dieser Einhornepidemie gefragt. Darauf hattest du geantwortet, das wäre dir gar nicht aufgefallen und du würdest danach mal schauen. Hast du das getan?

Michael: Ja, mittlerweile sieht man auf jedem Festival so Zeug. Aber der Spitzname kommt ja ganz woanders her. Das ist ewige Jahre her, da habe ich T-Shirts gedruckt mit einem Klaus-Kinski-Bild vorne drauf und habe einfach „Das letzte Einhorn“ darunter geschrieben. Viele wussten gar nicht, wie ich heiße und haben mich einfach Einhorn genannt. Daher kommt der Spitzname. Völlig bescheuert. Es ist auch völlig bescheuert, wenn Leute sagen: Herr Einhorn.

In den Supermärkten gibt es Einhornketchup, Einhornschaumküsse, und so weiter. Hast du eine Meinung dazu oder ist es dir einfach egal?

Specki: Dahinter steckt er. Er macht sich schön die Taschen voll.
Michael: Das ist mir echt völlig wurst.

Wie lasst ihr den Abend heute ausklingen?

Michael: Wir trinken nachher einen nach der Show. Haben aus Bayern einen schönen Schnaps mit.

Was ist in euren Kühlschränken?

Michael: Milch, Butter, Käse, Wurst, Salat, Gurke, Tomaten, Jogurt
Specki: Dope wird eingefroren. Getränke, Bier, muss immer drin sein.