Guten Tag, Herr Nachbar!
Interview mit Lothar Hansen von der Band Flimmerfrühstück

Neulich lief uns Lothar Hansen, unser (Ex-) Nachbar, über den Weg. Viele kennen ihn noch von Früher, als er als Jugendlicher mit seinen Freunden an der Ecke Stätte/Burgstraße auf der Stadtmauer sass und musizierte. Mittlerweile lebt er in Leipzig und ist mit seiner Band Flimmerfrühstück sehr erfolgreich. Wir sprachen mit ihm über die neue CD, den Besuch bei Stefan Raab und das Leben als Musikstar.

Im Oktober ist Eure neue CD erschienen. Wie würdest Du unseren Lesern das Teil schmackhaft machen?

Ich würde sagen, die Musik ist anders. Die Texte und die Geschichten sind anders. Die Stücke sind auch alle sehr unterschiedlich. Und die Musik ist für Leute, die Pop mit etwas Jazz mögen, sehr interessant.

Wie würdest Du jemandem, der bisher noch nichts von Euch gehört hat, Eure Musik beschreiben?
Das ist schwer. Flimmerfrühstück ist ein schwer definierbarer Mix. Da findet sich Liedermacher, Pop, Funk, Jazz, Blues und etwas Chanson zusammen. Auch etwas Indie steckt mit drin. Aber am liebsten sagen wir einfach: Jazz/Pop.

Wer sind Eure musikalischen Vorbilder?
Die Liste ist lang, und bei jedem der vier Flimmerfrühstücker unterschiedlich. Fakt ist, dass wir so richtige Vorbilder nicht haben. Es gibt nur Musiker, die wir natürlich toll finden. Und da sind innerhalb der Band die Schnittmengen sehr gering. Komischerweise gefällt uns allen die Musik, die wir gemeinsam machen.

Wer schreibt bei Euch die Texte und wo findet Ihr dafür Eure Inspirationen?
Texte schreibe ich. Die Inspirationen ist ganz blöd gesagt das Leben. Kommt es zu nennenswerten bedeutenden Ereignissen, kommt auch ein Lied zustande. Die Menschen, um die es in den Liedern geht, sind auch immer echt. Bei Konzerten fragen die Leute bei neuen Liedern, um wen es da gerade ging. Und wenn wir damit nicht rausrücken, wird vermuten, geraten und spekuliert.

Flimmerfrühstück ist alles andere als ein gewöhnlicher Name für eine Band. Wie seit Ihr darauf gekommen?
Nach einer wilden Party in der Mühlhäuser Burgstrasse 12.

Hat der Name irgendeine eine tiefere Bedeutung?
Genauso eine tiefe Bedeutung wie der Name „The Beatles“.

Deine Stimme wird mit der von Udo Lindenberg oder Rio Reiser verglichen. Stört Dich das?
Nöö! Das fällt mir ja selber auch nicht so auf. Ich hab auch nie damit kokettiert oder gespielt. Ich finde es aber ganz normal, dass man mit andern verglichen wird.

Ihr habt am Bundesvision Songcontest teilgenommen und das Bundesland Sachsen-Anhalt vertreten. Wie kam es dazu?
Wir haben uns beworben. Dann wurden wir genommen. Dann haben wir da gespielt. Wie bei allen Bandwettbewerben irgendwie.

Wie war es bei Stefan Raab im Studio?
Das Studio ist viel kleiner als im Fernsehen. Die Leute dort sind alle sehr nett. Zwar sehr gestresst, aber unglaublich freundlich und geduldig. Wir waren wahnsinnig aufgeregt, aber die haben uns in aller Ruhe alles gezeigt. Das war gut. Stefan war nur zweimal kurz da. Einmal davor und einmal danach.

Einige Millionen Zuschauer haben Euch live gesehen. Was hat Euch das Ganze gebracht?
Das wissen wir noch nicht. Das zeigt sich erst, wenn wir unsere Tour spielen. Dann werden wir sehen, wie viel Leute zu unseren Konzerten kommen werden. Aber um Aufmerksamkeit geht es einer Band ja immer. Muss es ja. So viele Menschen wie die, die uns in den letzten drei Monaten gesehen haben, haben uns in der gesamten Bandgeschichte nicht wahrgenommen.

Ihr seit zurzeit in ganz Deutschland unterwegs. Gerade als Vorband für Bosse und Dick Brave, jetzt um Euere eigene CD zu präsentieren. Mühlhausen steht bis jetzt nicht auf dem Tourplan. Habt Ihr keine Lust hier aufzutreten oder hat sich einfach noch nichts ergeben?
Wir spielen mindestens einmal im Jahr in Mühlhausen. Entweder im 3K oder im Ratskeller. Die Tour ist ja eine Tour durch Deutschlands Großstädte. Und Mühlhausen ist leider keine. Aber wenn wir gerufen werden, kommen wir auch!

Du schreibst und singst Deine Lieder auf deutsch. Warum?
Weil mein Englisch total beschissen ist. Französisch kann ich auch kaum. Latein würde keiner verstehen und auf deutsch kann ich mich so ausdrücken wie ich will.

Früher habt Ihr auf Straßenfesten und in Kneipen gespielt. Heute seit Ihr bei Universal, dem größten Plattenlabel der Welt, unter Vertrag. Hat sich Euer Alltag seitdem geändert? Luxus-Hotels, Limos, Groupies?
Nein. Wir spielen trotzdem in Schulen, auf Straßenfesten und meistens für umsonst. Beim bundesvision Songcontest habe ich das erste mal in meinem Leben in einem Hotel übernachtet. Jugendherbergen ausgenommen.

Könnt ihr mittlerweile von eurer Musik leben?
Defintiv nicht. Das dauert noch eine Weile.

Weihnachten steht vor der Tür. Irgendwelche Wünsche?
Das es schön wird für alle, denen es wichtig ist.

Was habt ihr euch für das kommende Jahr vorgenommen?
Weitermachen, weiterkommen und vor allem den Spaß daran nicht verlieren.

Mehr zur Band gibt´s im Internet unter: www.flimmerfrühstück.de

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 37, Dezember 2011.