Erwachende Kunst
Im Palast der Tugenden von Stephan Pitelka

In der Rubrik „Erwachende Kunst“ veröffentlicht Stephan Pitelka in loser Folge poetische Gedanken zum Weiterdenken.

IM PALAST DER TUGENDEN

 

In Kenntnis der eigenen Unvernunft
begehe ich das Sakrileg
und zeige mich, so wie ich wirklich bin.

In meiner wahren Rohheit.
In meiner wahren Rauheit.
In meiner wahren Liebe und Aufrichtigkeit.

Ich vergesse Anstand und Gefälligkeit.
ersetze sie durch Wahrheit und Ehrlichkeit.

Unhöflich ist das nicht –
aber unbequem.

Mit einem verspielten Echo
in den Augenwinkeln
schlage ich
die Schatten derer zurück,
die sie auf mich werfen wollen.

Ich erdreiste mir den Frevel
und zeige den Eulen den Spiegel.

Da ist viel
vertrauliches Gezwitscher hinter hohen Händen,
unstete Blicke,
bemüht, nicht von mir zu lassen,
verstummt, da ich doch bleibe, wie ich bin.

Es gibt kein gültig Maß um ihre Intrigen aufzuwiegen.
Nur Säcke voller Gold und Fett in dicken Bäuchen.

Sie warten.

Ich nehme sie so und erkenne sie an,
ich erkenne ihre Angst und Scham.

Ich sehe sie an.
Wohlwollend wache ich ob ihrer Reaktion und Gesten.

Sie blinzeln,
noch sind die Augen trüb und blind.

Sie scharren mit den Krallen, spüren die Veränderung
die Luft flirrt
vom Glanz der Energie erfüllt der Raum die Atmosphäre.

Sie erwachen.

Ich erkenne ein Atemholen,
ein Luftschnuppern,
ein skeptisches Zucken der Wonne.

Im Erstaunen bewegen sie sich,
um mich,
und ich für mich.

Ich öffne alle Fenster,
die inneren
die äußeren.
Der Sturm des Durchzugs läßt die Kerzen und
die Herzen flattern.

Einer taumelt in ungewohnter Leichte
ein anderer streckt die Flügel aus
ein weiterer fängt an zu tanzen
ein anderes schwingt sich zu neuen Höhen auf.

Nach allen Seiten weht die Euphorie die Wände herauf

Ich wende den Blick, sie wogen im Saal
vor und zurück sich überschlagend,
mit Freude erfüllt,
sogar manch Träne der Dankbarkeit
quillt leise und heimlich
doch offen für alle
aus mir und meiner Seele heraus.

Und ein Austausch beginnt,
der sonnige Schein erfüllt die Gesichter.
Sie suchen nicht mehr nach sich selbst und anderen-
sie haben sich gefunden.

So gehe ich aus dem Palast der Tugenden
und führe uns in die Freiheit
des Herzens und der Gedanken.

Ich bin unverschämt und skrupellos-
nachdem nun dies getan ist
können wir endlich anfangen.

 

2018 by Stephan Pitelka