Wer die leisen Töne mag, nicht das Laute, Schrille, wird in den Erzählungen von Kathrin Groß-Striffler, seinen oder auch mehrere Favoriten finden.
Die Autorin vermag eine Vielzahl von Lesern anzusprechen. Abwechselnd schreibt sie aus der Perspektive von Kindern oder Jugendlichen, berichtet vom Schicksal alter Frauen und Männer. Sie ist die Nachbarin, die Klatsch zu berichten hat über eine Frau, die nicht ins gutbürgerliche Bild passt. Da ist die erwachsene Tochter, die sich entscheiden muss zwischen ihrer alten, kranken, bestimmenden Mutter und ihrem Ehemann, der nicht länger bereit ist, Verständnis zu zeigen.
Die Autorin nimmt ihre Leser mit in die Welt von Menschen, deren Bestreben es ist, ihrem Alltagstrott zu entrinnen, obwohl das nicht geht. Sie verlieren sich, stoßen ständig an Grenzen, sind traurig darüber, wollen aufbegehren, aber machen ähnlich dem Hamster im Rad immer so weiter. Andere sehen für sich einen Hoffnungsschimmer, nicht rosarot am blauen Wunsch-Himmel, sondern verbunden mit einer möglichen Veränderung.
Die fantastische Geschichte „haut“ dürfte alle Leser ansprechen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als einmal nur die alte Haut abzustreifen und einfach irgendwo am Wegesrand liegenzulassen. Dass das nicht funktionieren kann, wird zwar am Ende deutlich, aber bis dahin hält diese Erzählung ungeahnte Momente und Möglichkeiten bereit. Das mag jetzt ziemlich pessimistisch klingen, ist es aber nicht. Es ist eine Liebeserklärung an alle, die in ihrem Leben nicht auf der Seite der strahlenden Sieger stehen.
Christine Bose
Dipl.-Journalistin
Kathrin Groß-Striffler
Eine Tasse Tee
184 Seiten
ISBN 978-3-95462-907-7
Preis: Euro 12,95
Mitteldeutscher Verlag
