Der JiM – Weihnachtskalender 2013
Türchen 24

Bis zum Weihnachtsfest öffnen wir an dieser Stelle jeden Tag ein neues Türchen, hinter dem sich etwas für Dich verbirgt. Viel Spaß damit wünscht Dir das Redaktionsteam von JiM – Das Magazin!

Die Geschichte vom kleinen Weihnachtsmann

Es war einmal ein kleiner Weihnachtsmann. Der hatte sich fest vorgenommen, jedem Kind auf der Welt zu Weihnachtsgeschenk zu bringen. Das ganze Jahr hatte er damit zugebracht, Geschenke zu verpacken. Tag ein Tag aus, von früh bis spät, verstaute er Spielzeug und Süßigkeiten in Kisten und Kartons. Er wickelte sie vorsichtig in buntem Geschenkpapier ein und band eine dicke rote Schleife darum. Dann bekam jedes Päckchen ein kleines Schildchen, auf dem der Name des Kindes stand, das es bekommen sollte. Mit der Zeit füllte sich sein ganzes Haus mit großen und kleinen Paketen. Vom Fußboden bis unter die Decke standen alle Räume voller Kisten. Schon bald konnte er sich in seinem Haus kaum noch bewegen, so voll war alles gestellt. Doch je weniger Platz er zum Stapeln der Geschenke hatte, desto näher kam das Weihnachtsfest. Und um so müder wurde der kleine Weihnachtsmann. Hin und wieder setzte er sich deshalb, um eine  kurze Pause zu machen.

Als alle Geschenke verpackt waren, stopfte er sie in einen großen Sack, verstaute diesen auf seinem Schlitten und spannte sein treues Rentier Rudi an. „Rudi, mein treuer Freund,“ sprach der kleine Weihnachtsmann zu seinem Rentier, „wir sind in diesem Jahr spät dran. Du musst so schnell laufen, wie du noch nie gelaufen bist, wenn wir alle Geschenke pünktlich zu den Kindern bringen wollen.“ Rudi nickte freundlich und der Weihnachtsmann schwang sich auf seinen Schlitten. Kaum war der Weihnachtsmann aufgesprungen, sauste Rudi los wie der Blitz. Kreuz und quer, über die ganze Welt rasten sie zu den Kindern, um ihnen ein Weihnachtsgeschenk zu bringen. Und mit jedem Kind, das sein Geschenk bekam, wurde der große Sack des kleinen Weihnachtsmannes etwas kleiner.

Als sie fast alle Geschenke verteilt hatten und sich schon auf ihren wohlverdienten Feierabend zu freuen begannen, wurde sie von einem Polizisten angehalten. „Guten Abend! Wachtmeister Aufpass. Na, wie schnell waren wir den mit unserem Schlitten unterwegs?“ sagte der Polizist. „Wie bitte?“ fragte der kleine Weihnachtsmann ungläubig und erschrocken zurück. „Allgemeine Verkehrskontrolle. Personalausweis, Führerschein und die Fahrzeugpapiere bitte!“ sagte der Polizist streng und bestimmt. „Aber … aber … ich bin doch der Weihnachtsmann …“ stammelte der  Weihnachtsmann, völlig entsetz darüber, dass es vielleicht einen Menschen geben könnte, der ihn nicht kenne. „Haben sie vielleicht Alkohol zu sich genommen?“ fragte der Polizist fast freundschaftlich. „Nein!“ antwortete der Weihnachtsmann brüsk. „Ich bin der Weihnachtsmann und bringe den Kindern die Geschenke! Heute ist doch Weihnachten!“ „Das schon,“ lies der Polizist nicht locker „aber was glauben sie, wie viele Weihnachtsmänner ich heute schon gesehen habe! Allein aus dem Jobcenter kamen sechs. In der Gaststätte gegenüber hat ein anderer die Geschenke gebracht und sich danach mit Glühwein betrunken. Dann war einer …“  Der Weihnachtsmann fiel ihm ins Wort: „Aber ich bin der Echte. Der Einzige! Der wahre Weihnachtsmann!!!“ „Das kann jeder behaupten.“ sagte der Polizist ungerührt. „Hauchen sie mich bitte mal an!“ Der Weihnachtsmann tat, wie ihm geheißen. „Hmm,“ sagte der Polizist „kein Alkoholgeruch im Atem. Gut! Steigen sie bitte einmal ab und laufen mit geschlossenen Augen auf der Linie dort drüben.“ „Nein!“ rief der Weihnachtsmann, fest dazu entschlossen, sich auch nicht einen Millimeter von seinem Sitz zu bewegen. „Also, Bürger, wenn sie nicht kooperieren, muss ich sie mit auf die Wache nehmen.“ sagte der Polizist geduldig aber unnachgiebig. Und dann etwas fordernder: „Und jetzt Personalausweis, Führerschein und Fahrzeugpapiere  – bitte!“ „Für einen Schlitten benötige ich doch keine Fahrzeugpapiere und auch keinen Führerschein“ echauffierte sich der kleine Weihnachtsmann entnervt. „Und einen Personalausweis habe ich auch nicht! Ich bin doch der Weihnachtsmann!! Der Echte!!!“ schrie er den Polizisten an. Dem platzte daraufhin der Kragen: „Jetzt reicht es aber! Sie steigen sofort von ihrem Schlitten und zeigen mir ihren Personalausweis, ihren Führerschein und ihre Fahrzeugpapiere! Aber ein bisschen plötzlich! Sonst ziehe ich hier andere Seiten mit ihnen auf!“ Der kleine Weihnachtsmann zog die Zügel seines treuen Rentiers an. Der Polizist griff augenblicklich an seine Dienstpistole und fauchte den Weihnachtsmann bestimmt an: „Wenn sie einen Fluchtversuch unternehmen, mache ich ohne Anruf von meiner Schusswaffe gebrauch!“ Der Weihnachtsmann zuckte mit den Zügel kurz nach oben und rief „Lauf Rudi! Lauf!!!“ Rudi, das treue Rentier des Weihnachtsmanns, machte einen Satz und rannte, den Schlitten mit dem kleinen Weihnachtsmann und den restlichen Geschenken hinter sich herziehend, als hätten sie kein Gewicht, wie wild davon. Der Polizist riss seine Dienstpistole aus dem Holster, legte an, zielte kurz und drückte ab. Der kleine Weihnachtsmann riss die Augen auf, fasste sich an die Brust und sackte, von einem 9 mm Hohlspitzmantelgeschoss getroffen, auf seinem Schlitten zusammen. Sein lebloser Körper fiel über den Sack, der sich von seinem Blut schnell rot zu färben begann. Rudi rannte und rannte. Er schoss um die Kurven und riss den Schlitten mit sich, dass es nur so krachte. In einer Kurve wurde der Körper des kleinen Weihnachtsmanns aus dem Schlitten geworfen. Wie in Zeitlupe zog er eine halbrunde, ballistische Bahn und schlug erst mit der Schulter, dann mit dem Kopf hart auf dem Boden auf.

„Autsch!“ sagte der kleine Weihnachtsmann, fasste sich an die schmerzende Schulter und riss die Augen auf. „Was war das denn?“, sprach er zu sich selbst und sah sich ungläubig um. „Und wo bin ich?“ Erleichtert stellte er fest, dass er bei sich zu hause, in seinem kleinen Häuschen saß. Neben ihm ein großer Sack mit Geschenken. Er war während einer seiner kurzen Pausen eingeschlafen und hatte nur böse geträumt. Mit schüttelndem Kopf erhob er sich und grinste mit herunter gezogenen Mundwinkeln über seinen blöden Traum. Sein Blick fiel auf die Uhr. „Was? Schon so spät!“ rief er entsetzt. „Ich muss sofort los, die Kinder warten doch auf ihre Geschenke. Es ist doch Weihnachten!“ Er stopfte alle Kisten und Kartons in einen großen Sack, verstaute diesen auf seinem Schlitten und spannte sein treues Rentier Rudi an. „Rudi, mein treuer Freund,“ sprach der kleine Weihnachtsmann zu seinem Rentier, „wir sind in diesem Jahr spät dran. Du musst so schnell laufen, wie du noch nie gelaufen bist, wenn wir alle Geschenke pünktlich zu den Kindern bringen wollen.“ Rudi nickte freundlich und der Weihnachtsmann schwang sich auf seinen Schlitten. Kaum war der Weihnachtsmann aufgesprungen, sauste Rudi los wie der Blitz. Kreuz und quer, über die ganze Welt rasten sie zu den Kindern, um ihnen ein Weihnachtsgeschenk zu bringen. Und mit jedem Kind, das sein Geschenk bekam, wurde der große Sack des Weihnachtsmannes etwas kleiner. Da sah der Weihnachtsmann in der Ferne, im dunkeln eine Gestalt. Er kniff die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können. Das Rentier sauste die Straße entlang und mit jedem Schritt, den es tat, konnte der kleine Weihnachtsmann die Gestalt etwas deutlicher sehen. Es war ein Polizist, der dort am Straßenrand seinen verantwortungsvollen Dienst versah.

Von: Thomas Schabestiel