Das FSJ hat mich weiter gebracht
Ein Ex-FSJler berichtet

Chris Goethe ist 26 Jahre alt und kommt aus Mühlhausen. Er hat am Tilesius Gymnasium Abitur gemacht und hatte keine Vorstellung von dem, was er danach machen wollte. Seine Freunde erzählten ihm von der Möglichkeit, ein Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in einer sozialen Einrichtung absolvieren zu können. Nach dem er sich darüber informiert hatte, entschied Chris, dass dies für ihn der beste Weg ist, eine genauere Vorstellung von einer möglichen beruflichen Laufbahn zu bekommen. JiM – Das Magazin sprach mit ihm darüber, wie man eine FSJ-Stelle findet und was man dabei beachten sollte.

Warum hast du dich für ein FSJ entschieden?
Ich hatte keine Vorstellungen von meinem künftigen Beruf. Ich wusste nur, dass ich erst einmal etwas anderes machen wollte, als alles, was mit Schule zusammenhängt. Also auch kein Studium. Um mich beruflich zu orientieren und in der Zeit etwas Sinnvolles zu tun, habe ich mich für ein Freiwilliges soziales Jahr entschieden.

Wie bist du an eine FSJ-Stelle gekommen?
Freunde hatten mich über die Möglichkeit eines Freiwilligen sozialen Jahres informiert. Ich hab dann im Internet recherchiert und mich erkundigt, wo man sich dafür bewerben muss. Das war bei mir damals die Diakonie in Eisenach. Dort habe ich mich im April 2008 beworben, um im September des gleichen Jahres beginnen zu können. Ich konnte mich zwischen den Bereichen Arbeit mit Behinderten, Altenpflege oder Kinder und Jugendarbeit entscheiden.

Wie ging es dann weiter?
Mit drei weiteren Bewerbern wurde ich von der Diakonie zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. In diesem ging es hauptsächlich darum, was jeder von uns vorher gemacht hatte, welchen Hobbys man nachgeht, welche Erfahrungen man hat und welche Vorstellungen von dem, was auf einen zukommt. Da ich von vornherein in der Region eingesetzt werden wollte, bot mir die Diakonie an, das FSJ bei der Evangelischen Jugendarbeit in Mühlhausen zu absolvieren, die dort als Einsatzstelle gelistet ist. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit ein Mal die Einsatzstelle zu tauschen, wenn es nicht passt.

Du hast die Stelle aber angenommen?
Genau. Ich hatte ein Vorstellungsgespräch bei Micha Hofmann, das ähnlich ablief, wie das in der Diakonie. Ich wurde darüber informiert, was auf mich zukommt, und das mein Einsatzort das Jugendprojekt Boje sein wird. Nach einigen »Schnuppertagen« beim Jugendkonvent ging es dann richtig los. Gleich zu Anfang wurde ich quasi ins »kalte Wasser geworfen«. Ich hatte die volle Verantwortung für 60 Konfirmanden, die ich zu einer Freizeit nach Italien bringen durfte. Mir war zwar nicht ganz wohl bei der Sache, ich fand es aber gut, dass mir zugetraut wurde, die Aufgabe erfolgreich zu erfüllen.

Was hast du während deines Einsatzes in der Boje alles machen müssen?
Vor allem habe ich die Kinder in der Boje betreut. Wir haben zum Beispiel Fußball gespielt und sind geklettert. Ich bin mit ihnen zusammen einkaufen gegangen und wir haben gemeinsam gekocht. Ich war aber auch an der Planung, Organisation und Durchführung der Ferienangebote beteiligt, habe Öffentlichkeitsarbeit gemacht, Flyer verteilt und Plakate ausgehangen und die EKuJA-Website gestaltet und betreut. EKuJA ist die Evangelische Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis.

Gab es Highlights in deinem FSJ?
Highlights waren auf jeden Fall die Konzerte in der Boje, die LAN-Partys, die über 24  Stunden gingen, Oster- und Weihnachtsfeiern, die Boje-Geburtstage, die Ritterspiele mit Feuershow und Schwertkampf und die Fahrt in den Belantis-Freizeitpark.

Soweit ich weiß, muss man während des FSJ auch an Seminaren teilnehmen.
Es gab fünf Seminare, von denen eins ein Wahlseminar war, bei dem man sich das Thema aussuchen konnte. An den Seminaren nahmen insgesamt 25 FSJler aus ganz Thüringen teil. Hier wurden wir geschult, konnten aber in Gesprächen mit den Betreuern auch persönliche Sorgen und Probleme in den Einsatzstellen ansprechen. Außerdem wurde bei jedem Seminar unsere Stimmungskurve aufgezeichnet. Bei mir gab es keine Probleme. Meine Stimmungskurve war immer oben, da die Mitarbeiter in der Boje ein top Team sind. Deshalb haben auch Arbeiten wie Abwaschen oder Saubermachen Spaß gemacht.

Hat dir das FSJ was gebracht?
Ich habe mich persönlich sehr weiterentwickelt. Ich habe viel über Menschen gelernt, gelernt Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu arbeiten. Ich habe erlebt, dass man gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen viel zurück bekommt. Die Kinder und Jugendlichen, die die Boje besuchen, sind sehr dankbar für die Angebote! Ich habe im FSJ herausgefunden, dass meine berufliche Zukunft im sozialen Bereich liegt. Ich studiere in Jena im dritten Semester Sozialwesen.

Was kannst du Jugendlichen raten, die sich auch für ein FSJ entscheiden wollen?
Chris: Ein FSJ ist die richtige Entscheidung, wenn man nicht 100-prozentig weiß, was man nach der Schule machen will. Es ist wirklich eine gute Orientierung für das ganze Leben und sehr sinnvoll. Man sollte sich allerdings rechtzeitig kümmern, nicht nur wegen der Bewerbungsfristen, sondern vor allem auch, weil gute Einsatzstellen sehr schnell weg sind.

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 30, September 2010.