Buchmesse 1.0
Ein Erlebnisbericht aus Leipzig

Freunde des gedruckten Wortes, darunter etliche Mitarbeiter des JiM-Magazins, machten am 15. März 2014 die Leipziger Buchmesse unsicher. Ein Erlebnisbericht von Christian Fichtner.

Ausflüge sind immer ein Spaß, selbst, wenn man dazu samstags, um 6 Uhr morgens, aufstehen darf.

Nach einer mehrstündigen Busreise erreichte das Kontingent das illustre Messegelände in Leipzig. Der Masse an Bussen nach zu urteilen, versprach es ein sehr dicht gedrängter Tag zu werden. Nach kurzer Wartezeit auf unsere Eintrittskarten und ohne Leibesvisitation und Körperhöhlentiefenuntersuchung gewährte man uns Einlass.

Parallel zur Buch- fand die Comic-Messe statt, sodass schon in der Eingangshalle kreativ verkleidete Menschen anzutreffen waren, die im Laufe des Tages ausgiebig fotografiert werden durften.

Angesichts der schieren Größe stellte sich die Eingangsfrage. „Wohin überhaupt als Erstes?“ Natürlich hatten alle Teilnehmer die elterliche Erlaubnis, unbeaufsichtigt auf Erkundungstour zu gehen, sodass sich die 20 Abgeordneten in kleinen Grüppchen das Gelände infiltrierten.

Zu sehen gab es allerhand. Stände über Stände, Bücher über Bücher und natürliche Souvenir- und Imbissstände. Das erste Erlebnis war eine nette Dame, die mir zu erklären versuchte, dass ich mit einer Messe-App meine favorisierten Bücher einscannen und später online kaufen könne, ohne Tonnen von Tüten mit mir herum schleppen zu müssen. Ihr Gesichtsausdruck, als sie erfuhr, dass ich noch über ein Tasten-Mobiltelefon verfüge, war unbezahlbar.

Doch genug der Anekdoten und zurück zur Navigation: In fünf Hallen präsentierten sich Stände aller großen und einiger kleinen Verlage, Autoren erboten sich, die Lieblingsexemplare ihrer Leserschaft zu signieren, einige lasen gar aus ihren neuesten Machwerken vor. Damit kurbelten sie fraglos die zukünftigen Verkaufszahlen an. Auch die lieben Kleinen wurden mit Spielecken und Märchenstunden zufriedengestellt. Natürlich war auch die Konkurrenzberichterstattung vertreten: Die großen öffentlich-rechtlichen besaßen eigene Stände und zeichneten Radio- und Fernsehbeiträge für alle Daheimgebliebenen auf.

Nach über 6 Stunden Aufenthalt fand man sich am Sammelplatz ein. In den Gesichtern war zu lesen, dass alle abgekämpft und kaputt waren, doch in den Augen leuchtete ein triumphaler und glücklicher Glanz, schon allein bei dem Gedanken, an die Neuanschaffungen für die Privatbibliothek, oder die Autogrammsammlung.

Ebenso unkompliziert, wie wir eintraten, verließen wir die heiligen Hallen wieder, um unsere mehrstündige Heimreise anzutreten, aus einer Welt, in der Tinte und Worte fließen, die Fantasie und die Belastbarkeit keine Grenzen kennen, und die wir wohl nächstes Jahr wieder betreten wollen.

Christian Fichtner.