Non scholae, sed vitae discimus. (Für alle Lateinunkundigen: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.)
Wer sich das ausgedacht hat, muss schon ein echt verträumter Fuchs gewesen sein. Da hat man schon mal eine gute Idee und nach 2000 Jahren funktioniert die immer noch nicht. Oder erst nicht? Über das römische Bildungswesen weiß ich kaum etwas, aber bei denen hat ja sonst auch immer alles geklappt.
Aber der springende Punkt ist schließlich, warum es heutzutage nicht rund läuft. So lautet zumindest meine These. Jeder gute Deutschlehrer würde jetzt nach Beweisen lechzen. Aber gerade Deutsch ist kein gutes Beispiel, da ich Orthografie, Rhetorik und Ausdruck als wichtig erachte.
Mein allerliebstes Lieblingshassfach dagegen ist Biologie. Seit der 5. Klasse hatte ich es zwei bis drei Mal pro Woche. Mit Ausnahme der 8. Klasse standen fast ausschließlich Tiere und Pflanzen auf dem Lehrplan. Und dafür, dass die universelle Antwort auf alle Fragen „Fotosynthese“ lautet, brauche ich das im sogenannten Real Life erstaunlicherweise selten. Ungefähr genauso oft, wie ich das Wissen um den zellulären Aufbau einer Alge oder Bau und Funktion von Polypen benötige.
Kommt es nur mir so vor, oder ist dies eine faszinierende Widerlegung des ersten Satzes?
Dabei gäbe es doch ziemlich viele Dinge, die man bis zur Volljährigkeit in dieser Gesellschaft wissen sollte. Die dazugehörigen Fächer sind meines Erachtens Sozialkunde und Wirtschaft/Recht.
Ablauf von Osmose und Diffusion in einer Tulpenzwiebel? Kein Problem! Aber wie wird ein Gesetz verabschiedet? Wie macht man seine Steuererklärung? Welche Rechte habe ich und wie mache ich sie mir zunutze? Warum verheimlicht man mir das? Ist es Absicht oder hat nur niemand Lust, das komplette Schulsystem zu defragmentieren? Hätte ich schließlich auch nicht.
Die Frage ist: Brauchen wir das? Viele werden sagen: Es läuft doch. Nicht unbedingt gut, aber es läuft. Träum weiter, Püppchen!
Wäre es nicht denkbar, dass unsere Schullaufbahnendprodukte in direkter Relation zu den heutigen Krisen stehen? Sollten wir nicht endlich zeigen, dass wir nicht damit einverstanden sind, was Schulen aus der Zukunft unseres Landes machen?
Denkt darüber nach, Leute, denkt darüber nach!
Und wenn ihr damit fertig seid, spielt Klingelpost beim Kultusministerium!
Eure Eva
Unsere Autorin ist Gewinnerin der Poetenschlacht, des ersten Mühlhäuser Poetryslam, und hat mit diesem sozialkritischen Blog eine weitere Möglichkeit gefunden, der Welt ein paar gut gemeinte Ratschläge zu geben.