Beratung für Opfer von rechter Gewalt
Hilfe, Betreuung, Begleitung

Die mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt wird seit Kurzem unter der Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) fortgeführt. Mit der Durchführung wurde der Bund der evangelischen Jugend in Mitteldeutschland (bejm) beauftragt.

Doch nicht nur der Träger ist neu, auch der Name hat sich geändert. Das Projekt heißt jetzt Ezra, das ist Hebräisch und steht für Hilfe. Der Beratungsdienst agiert nach wie vor in ganz Thüringen. Neue Ansprechpartnerin für den Unstrut-Hainich-Kreis ist Julia Frydetzki, die bis Ende letzten Jahres als Leiterin des Jugendprojekts Boje in Mühlhausen tätig war.

Ab sofort berät und unterstützt sie Betroffene rechter, rassistischer, antisemitischer Gewalt sowie deren Angehörige und Zeugen. Dabei wird sie aber nicht nur in Fällen physischer Gewalt aktiv, sondern auch bei solchen Straftaten wie Bedro­hung, Ehrverletzung, Nötigung und Sachbeschädigung.

Die Beratung findet im Heimatort der Betroffenen statt, ist kostenlos und auf Wunsch anonym. Sie erfolgt unabhängig von staatlichen Behörden und davon, ob Anzeige gegen die Täter erstattet wurde. Die Beraterinnen und Berater behandeln alle Fälle streng vertraulich und sind grundsätzlich mit den Opfern parteiisch.

Die Leistungen der Opferberatung bestehen neben der eigentlichen Beratung auch aus praktischen Hilfen und der Prozessbegleitung. Unter anderem werden die Opfer psychologisch betreut und in Gesprächen mit ihnen die Tatfolgen aufgearbeitet, sie werden bei Behördengängen und bei der Beantragung von Opferentschädigung und Prozesskostenhilfe unterstützt, sowie in Gesprächen auf die Verhandlung vorbereitet und zu Terminen begleitet. Außerdem werden Informationsveranstaltungen durchgeführt, die über die psychosoziale und rechtliche Situation der Betroffenen aufklären.

Die Opferberatung existiert seit März 2004 und wurde bis Ende 2010 durch den Verein Drudel 11 e.V. aus Jena betrieben. Weil der Verein auch für die Arbeit mit den Tätern verantwortlich ist, wurde ein Trägerwechsel angestrebt.

Die EKM, als neuer Träger, ist Gründungsmitglied des Trägervereins der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremis­mus – für Demokratie in Thüringen (mobit) und hat unter anderem mit ihrer Kampagne „Nächstenliebe verlangt Klarheit – Evangelische Kirche gegen Rechtsextremismus“ deutlich gemacht, dass Rechtsextremismus und christlicher Glaube nicht vereinbar sind. Auch die Mitgliedsorganisationen des bejm haben sich mit eigenen Aktionen intensiv an der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus beteiligt. Beide verfügen über ein enges Netzwerk engagierter Unterstützer in ganz Thüringen.

Finanziert wird die Opferberatung durch das „Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“ und das Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“.

Kontakt
Ezra – Mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt
Drei-Gleichen-Straße 35a
99192 Neudietendorf
Telefon: 036202-7713-510
Mail: opferberatung@bejm-online.de

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in:
JiM – Das Magazin, Ausgabe 34, Juni 2011.