Beiderseits der Logik
Die Kammer vergessen

Ein Wanderer erzählte unterwegs das Folgende: »Dort auf dem Schloss, wo die Gänge so lang sind, so lang, dass die Zeit sie nicht kennt, gibt es eine kleine Kammer, in welcher der Graf bisweilen Bedienstete eisperrte, wenn diese von den Vorräten gestohlen hatten. Das geschah zuletzt vor einigen Jahren mit einem Küchenjungen, der von dem … „Beiderseits der Logik“ weiterlesen

Ein Wanderer erzählte unterwegs das Folgende: »Dort auf dem Schloss, wo die Gänge so lang sind, so lang, dass die Zeit sie nicht kennt, gibt es eine kleine Kammer, in welcher der Graf bisweilen Bedienstete eisperrte, wenn diese von den Vorräten gestohlen hatten. Das geschah zuletzt vor einigen Jahren mit einem Küchenjungen, der von dem Kuchen etwas nahm, den man am Sonntag als Nachtisch hatte genießen wollen.
Dem Jungen gelang es, durch das kleine Fenster aus der Kammer zu entkommen. Auf einem Sims in der Fassade seitwärts balancierend, trat er fehl und fiel hinab in den Hof, wo er sich beim Aufprall auf die festgetretene Erde einen Arm brach.
In der darauffolgenden Woche ertappte der Graf einen seiner Waldarbeiter, der mit einem Hasen aus der Speisekammer schlich. Der Graf packte den Mann und zerrte ihn unendlich mit sich bis an das andere Ende des Ganges, auf dem die beiden einander begegnet waren. Dort nahm er eine schwere Keule, die bereitlag, und zertrümmerte dem Dieb den Arm.
Und ernstlich fragst du mich, warum?«

 

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Text und Bilder: Norman Weitemeier