Beiderseits der Logik
Gezeichnet

Ausblicke hinein

»Sie sehen blass aus…Ist alles in Ordnung?«
»Tja, wissen Sie, es ist – ich habe geträumt, ich hätte die Kleinen in Kunst und sie sollten eine Stadt zeichnen; ich hatte als Vorlage alte Fotografien herausgesucht. Und plötzlich fingen sie an, zuerst der Dünne, der immer hinten sitzt: „Aber so sieht es doch gar nicht mehr aus.“, sagte er. Ich wollte ihm sagen, er solle still sein und arbeiten, aber da fing einer an und weinte und als ich fragte, erzählte er mir, auf einem der Bilder sei sein altes Wohnhaus zu sehen, dass jetzt nicht mehr steht. Sie wollten etwas zeichnen, wie es ist, begann wieder dieser Dünne – „Was wollt ihr zeichnen?“, fragte ich: „Die Ruinen, wollt ihr die zeichnen? Wollt ihr das?“ Und der andere heulte noch schlimmer; ganz vorn, hier links sah ich ihn sitzen. Dann fingen noch mehr an, sie wollten etwas Wahres malen, etwas Wahres! Es war entsetzlich. Und weil ich…, also weil ich nicht mehr weiter zu wissen schien, schrie ich, sie sollten doch den Krieg zeichnen; sie seien noch so jung und was sei für sie der Krieg?, sie sollten es zeichnen. Und plötzlich war es so still, entsetzlich. Sie zeichneten alle, sogar der, der immer noch weinen musste und die Tränen fielen auf sein Bild und als ich dann genauer hinsah…: sie zeichneten alle ihre Eltern. Ihre Eltern! So echt. Entsetzlich echt. Verstehen Sie? Und, und oh Gott, unser Sohn, er würde uns zeichnen…«
»Kommen Sie. Ein Taschentuch? Sehen Sie…, wir waren es alle. Und unsere Kinder werden auch nicht besser – nicht ganz so schlimm vielleicht, hoffentlich. Beruhigen Sie sich doch; der Traum ist vorüber.«
»Ja, ja; nein!, aber was träumen sie von uns Eltern?…«

Gezeichnet1