Beiderseits der Logik
Dornkäppchen und der böse Frosch

Allseitige Annäherungen an das Leben, den Alltag und andere seltsame Angelegenheiten unter wortreicher Verknüpfung des Sinnes, Unsinnes und anderer Sinne sowie Widersprüche von Menschen und Gedanken.

Es war einmal ein Prinz. Dieser Prinz kannte das Dornkäppchen und er fand, es wäre das schönste Mädchen auf der ganzen Welt. Das lag daran, dass er nur dieses eine Mädchen je gesehen hatte. Dies wiederum lag nun darin begründet, dass er von Geburt an auf einem Auge blind war und als er mit dem gesunden Auge durch das Schlüsselloch in Dornkäppchens Zimmer spähte, da stach das Dornkäppchen mit einer Häkelnadel durchs Schlüsselloch in sein Auge. Das Dornkäppchen freute sich, als es vor der Tür anstatt des gewohnten leisen Stöhnens nun des Prinzen erboste Schreie hörte. Da der Prinz nicht viel zu tun hatte, zumal ohne Augenlicht, übte er sich im Schlagballweitwurf. Er übte dies mit einer goldenen Kugel und er hatte einen Diener, der ihm diese Kugel nach jedem Wurf zurückbrachte.

Eines Tages hatte der Prinz die Kugel geworfen und hielt schon die Hand auf, in die der Diener sie wieder hineinlegen sollte. Doch der Diener kehrte ohne die Kugel zurück und berichtete, sie sei in einen tiefen Brunnen gefallen. Das Dornkäppchen, das in der Nähe stand und seinen Hamster kämmte, lachte schadenfroh. Weil es den Prinzen auch sonst gern piesackte, trug es immer eine Pickelhaube auf dem Kopf. Allein dieser Kopfbedeckung war es zu verdanken, dass das Dornkäppchen keinen Schädelbruch erlitt, als es von hinten von einer goldenen Kugel getroffen wurde. Es drehte sich um und sah einen Frosch, der die Kugel geworfen hatte. Als Dornkäppchen den Frosch fragte, warum er die Kugel geworfen hatte, antwortete der Frosch: „Die blöde Kugel ist mir auf den Kopf gefallen, als ich in meinem Brunnen saß.“

„Und was habe ich damit zu tun?“, fragte das Dornkäppchen.
„ Du sollst mich heiraten.“, sagte der Frosch und leckte sich die Lippen.
„Und wenn ich dich nicht heiraten will, du hässliches Amphibium?“, wollte das Dornkäppchen wissen.
Da grinste der Frosch breit und antwortete: „Dann, meine Süße, vergewaltige ich deinen Hamster.“

So heiratete das Dornkäppchen den Frosch und war nicht zufrieden mit seinem Leben. Deshalb ließ es sich täglich einen vergifteten Apfel bringen, den zu essen ihr der Frosch jedoch nicht gestattete, sondern ihn an den Prinzen weitergab. Der warf die Äpfel fort in dem Glauben, es seien goldene Kugeln. Niemand brachte ihm die Wurfgeschosse zurück, denn den Diener hatte inzwischen der Wolf gefressen, weil er ihn mit einer Großmutter verwechselt hatte. Der Diener trug nämlich Lockenwickler.

Eines schönen Tages schoss im Wald ein Jäger den Wolf tot. Als er ihn ausweidete, fiel ihm der Diener vor die Füße und berichtete, was geschehen war. Sogleich ritten der Jäger und der Diener zum Schloss des Dornkäppchens. Dort angekommen legte sich der Jäger auf die Lauer und in einem günstigen Augenblick schoss er dem Frosch einen Betäubungspfeil in den linken Schenkel.

Alle waren froh und glücklich. Sie schnitten den Frosch auf, legten den Wolf hinein, nähten ihn wieder zu und warfen ihn in den Brunnen. Der Diener pflanzte für den blinden Prinzen einen Apfelbaum und das Dornkäppchen heiratete seinen Retter, den Jäger. Die beiden zogen in ein kleines Lebkuchenhaus im Wald. Und wenn das Dornkäppchen keine Kinder verspeist, dann ist es auch noch nicht verbrannt worden und lebt glücklich, bis wieder irgendwas geschieht.